StB-Prüfung

Kammer legt Ideen gegen schlechte Examensergebnisse vor

Die Bundessteuerberaterkammer (BStBK) will den immer schlechter werdenden Steuerberater-Examen nicht länger tatenlos zuschauen. Deswegen hat sie Verhandlungen mit dem Bundesfinanzministerium (BMF) aufgenommen, das in Zusammenarbeit mit den Länderfinanzministerien die Steuerberaterprüfung bundesweit koordiniert.

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Riedlinger_Raoul
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Das BMF bestätigte gegenüber JUVE, dass die BStBK Vorschläge zur Neuordnung der Steuerberaterprüfung vorgelegt hat. Die Vorschläge bezögen sich auf die Lehrhinhalte der Ausbildung, die berufspraktischen Voraussetzungen sowie auf die Durchführung der Steuerberaterprüfung.

Bereits im Mai hatte BStBK-Präsident Dr. Raoul Riedlinger auf dem Steuerberater-Kongress der Kammer in München „dringend Reformen“ angemahnt, es dürfe nicht sein, „dass Exotengebiete, die in der Praxis selten vorkommen, ausschlaggebend für den Prüfungserfolg“ seien.

Den Vorschlägen, die die BStBK dem BMF vorlegte, war unter anderem ein längeres Krisengespräch vorausgegangen, das die BStBK mit den sieben größten Steuerfachschulen geführt hatte. Moderator war BStBK-Präsidiumsmitglied Carsten Fischer, Steuerberater aus Syke und Präsident der Steuerberaterkammer Niedersachsen. Auf dem Treffen wurden folgende Thesen diskutiert, warum die Ergebnisse seit Jahren so schlecht ausfallen:

 

Schuld sind die anderen

Wenig überraschend sehen die privaten Ausbildungsinstitute, deren Dienstleistung von den meisten Examenskandidaten in Anspruch genommen werden, das Problem auf der staatlichen Seite. So kommentiert etwa Gerhard Brück, Prokurist der Steuer-Fachschule Dr. Endriss und Fachbereichsleiter Steuern des Schulungsunternehmens, das schlechte Ergebnis so: „Für die schriftlichen Prüfungen des letzten Jahres kann man klar sagen, dass der Fehler hauptsächlich bei der Aufgabenstellung lag. Da wurden absolute Randthemen zu zentralen Punkten gemacht. Das wird auch der späteren Praxis im Steuerberaterberuf einfach nicht gerecht.“

Viele der Institute sehen das schlechte Ergebnis der letzten Prüfung sogar als geschönt an: „In vielen Kammerbezirken sind die mündlichen Prüfungen besser ausgefallen als in den letzten Jahren – das kann man auch als Ausgleich für die schwierige schriftliche Prüfung interpretieren“, sagt etwa Andrea Jost, Geschäftsführerin des Steuerrechts-Institut Knoll in München und selbst Steuerberaterin und Wirtschaftsprüferin.

Auch die Punktvergabe auf die einzelnen Themenfelder wurde kritisiert, und es gibt sogar die Vermutung, auch die Besteherquote von 41,6 Prozent sei nur durch Anpassung der Maßstäbe in der Korrektur der Klausuren erreichbar gewesen. Ein Prüfungsexperte, der nicht genannt werden will, ist sich sicher: Diese Prüfung hätten die meisten gestandenen Steuerberater mit jahrelanger Berufspraxis genauso versiebt wie der Nachwuchs.

 

Staat erschwert Prüfungsvorbereitung

Vor allem eine Aktion der Ministerien ärgert die Steuerfachschulen: Mit Hinweis auf das Urheberrecht soll ihnen, beginnend mit den Aufgabenstellungen von 2015, verboten werden, die Examensklausuren und die Musterlösungen für ihre künftige Arbeit zu verwenden. Bislang konnten sie offen zur Vorbereitung der nächsten Generationen von Steuerberatern genutzt werden und kursierten auch frei unter Examenskandidaten. Warum die Ministerien die langjährige Praxis ändern wollen, ist nicht ganz klar, viele halten den Hinweis auf das Urheberrecht für nur vorgeschoben.

Mehr als 58 Prozent der Steuerberater-Kandidaten haben bei der letzten Prüfung nicht bestanden, im Vorjahr waren es knapp 54 Prozent.

Für die nahe Zukunft kommt die Aktion der BStBK allerdings zu spät: Die Aufgaben für den nächsten Prüfungsdurchgang sind bereits erstellt.

Mehr über die Pläne der BStBK lesen Sie in der aktuellen August-Ausgabe des JUVE Steuermarkt.

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