Der deutsche M&A-Markt hat in den vergangenen Wochen und Monaten allmählich Fahrt aufgenommen: „Hätten Sie mich Ende 2024 oder Anfang 2025 gefragt, wäre ich eher skeptisch gewesen. Doch im Laufe des Jahres hat sich das Bild aufgehellt.“ So oder ähnlich lautet die Antwort der meisten Transaktionssteuerberater auf die Frage nach der aktuellen Situation am Markt.
Ein wesentlicher Treiber für die positive Entwicklung: Die politische Unsicherheit nach der Bundestagswahl ist überwunden. Zwar sind zentrale wirtschaftspolitische und standortbezogene Problem weiterhin ungelöst, konjunkturelle Unsicherheiten sowie geopolitische Spannungen belasten das Umfeld. Entscheidend ist jedoch: Die politische Hängepartie rund um die Regierungsbildung ist vorbei. Gleichzeitig wirken die vergangenen Zinssenkungen der EZB sowie staatliche Investitionsprogramme in Infrastruktur und Verteidigung belebend.
Vor allem die PE-Fonds investieren wieder kräftiger. Die Folge: Zu einer Reihe Small- und Mid-Cap-Deals gesellen sich auch wieder hochvolumige Transaktionen. Dass auch bei größeren Transaktionen aktuell wieder Musik im Spiel ist, belegen u.a. die Übernahme des Düsseldorfer KI-Spezialisten Cognigy durch das US-Softwareunternehmen Nice, oder das intensive Buhlen des chinesischen Onlinehändlers JD.com um Ceconomy und deren Töchter Media Markt und Saturn.
Neben Finanzinvestoren und großen Corporates traten zuletzt immer häufiger auch Family Offices und Familienunternehmen als Akteure am M&A-Markt in Erscheinung. Ihr Vorteil: Finanzierungsfragen spielen bei ihnen häufig keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Vor allem Kanzleien wie
Neben klassischen Branchen wie Automobil, Chemie oder Handel standen vor allem Transaktionen in den Bereichen IT/Technologie, Lifesciences/Healthcare sowie Energie und Infrastruktur im Fokus. Auch in der Rüstungsindustrie gab es einige bemerkenswerte Deals. Besonders die digitale Transformation wirkt als M&A-Treiber – so setzen viele Unternehmen auf Übernahmen, um sich Zugang zu Technologien wie künstlicher Intelligenz (KI) zu sichern.
Mit Blick auf den KI-Einsatz in der Transaktionssteuerberatung selbst gehen die Meinungen derzeit allerdings noch auseinander. Während einige die Technologie bereits gezielt zur Effizienzsteigerung in der Due-Diligence-Arbeit einsetzen, sind andere hier noch zögerlich. Doch klar ist: Viele Teams testen, probieren und sammeln Erfahrungen – wie auch in anderen Bereichen der Steuerberatung.
Ein Lichtblick für viele Beratungshäuser: Immobilientransaktionen haben das tiefe Tal des Vorjahres halbwegs hinter sich gelassen. Eine wichtige Entwicklung, denn auch wenn die Zeit der großen Projektentwickler (zumindest vorerst) vorbei zu sein scheint: Das Segment bleibt für viele Transaktionsteams ein wichtiges Beratungsfeld – zum Beispiel bei
Viel zu tun für die Teams gab es auch an der Schnittstelle zum Thema Restrukturierungen und Insolvenzen – entweder, weil sogenannte „Zombie-Unternehmen“ vom Markt verschwinden oder sich als günstige Targets erweisen.
Auch in der Beratungsbranche selbst sorgten Transaktionen für Aufmerksamkeit. So begleitete
Für Unsicherheit auf internationaler Ebene sorgt derweil der Handelskonflikt zwischen den USA und Europa. Besonders die Bewertung ausfuhrorientierter Unternehmen fällt schwer, auch die Transport- und Logistikbranche ist betroffen. Laut Zahlen der M&A-Beratung Oaklins sank die Zahl der Cross-Border-Transaktionen mit deutscher Beteiligung im ersten Halbjahr 2025 um rund ein Fünftel. Dagegen blieb die inländische M&A-Aktivität vergleichsweise stabil. Angesichts der durch die erratische US-Wirtschaftspolitik verursachten Unsicherheit reagieren einige Unternehmen aber auch strategisch: Sie nutzen M&A gezielt, um ihre Lieferketten zu diversifizieren oder sich durch Zukäufe in anderen Märkten abzusichern.