Noch nie waren sich Paris Hilton und die Siemens-Steuerabteilung so nah wie an diesem kalten, schneeverhangenen Tag Mitte Januar. Die blonde, für ihr ausschweifendes Partyleben bekannte US-Hotelerbin ist quasi mittendrin bei einem Treffen im dritten Stock der Münchner Firmenzentrale – und das, obwohl sie gar nicht anwesend ist. Jedoch dient ihr schillernder Name als eindrückliches Beispiel dafür, wie der Supercomputer Watson des US-Konzerns IBM funktioniert.
Zwei Mitarbeiter des IT-Anbieters sind gekommen, um den Siemens-Leuten die Watson-DNA mithilfe des Ex-It-Girls näher zu bringen. Sie zeigen anhand einer Suchanfrage mit den Begriffen Paris, Valentinstag, Hotel, Hilton: Der Computer ist in der Lage, Suchbegriffe semantisch zu verknüpfen und so präzise Vorschläge für einen romantischen Valentinstag im Pariser Hilton-Hotel zu machen. Eine gewöhnliche Suchmaschine macht dagegen Vorschläge, die auf der Häufigkeit der einzelnen Begriffe beruhen und liefert daher in erster Linie Treffer zu Paris Hilton.
Doch warum ist für Siemens wichtig, ob eine Suchmaschine Paris Hilton oder das Hilton in Paris ausspuckt? Die Antwort ist so einfach wie revolutionär: Steuerchef Dr. Christian Kaeser will Seine Abteilung mithilfe sogenannter künstlicher Intelligenz in eine neue Ära überführen. Das bedeutet: In mehreren Arbeitsschritten will Kaeser mit seinem Team einen ‚künstlichen Steuerberater‘ erschaffen, der den Menschen mittelfristig einiges an Arbeit abnehmen soll. „Wir wollen, dass sich unsere Mitarbeiter auf die wichtigen und spannenden Fragen konzentrieren können“, so Kaeser. „Den Alltagskram soll der Computer machen. Das soll sowohl die Effizienz als auch Motivation der Abteilung steigern.“
Haftungsrisiken minimieren
Der Steuermarkt hat sich in den vergangenen Jahren rasant verändert. Vor allem die zunehmende Digitalisierung und der damit verbundene Wunsch nach mehr Prozess- und Kosteneffizienz spielt eine zentrale Rolle. „Aber auch die Reduktion von Haftungsrisiken und Compliance-Sicherheit sind zu nennen sind“, so Fritz Esterer, Vorstand von WTS, der einst ausgelagerten Steuerabteilung des Konzerns und bis heute eng mit Siemens verbundenen Beratungsgesellschaft. „Grundsätzlich sollen Steuerabteilungen durch intelligente und automatisierte Steuerlösungen entlastet werden, damit sich diese verstärkt auf Governance-Aufgaben konzentrieren können.“ Kaeser liegt also im Zeitgeist, wenn er diesem nicht sogar einen Schritt voraus ist: Siemens plant eine Revolution in drei Schritten. Zunächst einmal soll das ‚intelligente‘ System erkennen, welcher Steuerart eine Frage zuzuordnen ist. Später soll es zusätzlich analysieren, wie vergleichbare Fragen in der Vergangenheit beantwortet wurden und dem Mitarbeiter die entsprechenden Ergebnisse liefern. Langfristig soll es dann die Fragen selbst beantworten. So dürfte das Vorhaben, das Steuerchef Kaeser angestoßen hat, Modellcharakter haben und zum Vorbild für zahlreiche weitere Konzerne werdenwichtige Aspekte, die in diesem Zusammenhang zu nennen sind“, so Fritz Esterer, Vorstand von WTS, der einst ausgelagerten Steuerabteilung des Konzerns und bis heute eng mit Siemens verbundenen Beratungsgesellschaft. „Grundsätzlich sollen Steuerabteilungen durch intelligente und automatisierte Steuerlösungen entlastet werden, damit sich diese verstärkt auf Governance-Aufgaben konzentrieren können.“
Kaeser liegt also im Zeitgeist, wenn er diesem nicht sogar einen Schritt voraus ist: Siemens plant eine Revolution in drei Schritten. Zunächst einmal soll das ‚intelligente‘ System erkennen, welcher Steuerart eine Frage zuzuordnen ist. Später soll es zusätzlich analysieren, wie vergleichbare Fragen in der Vergangenheit beantwortet wurden und dem Mitarbeiter die entsprechenden Ergebnisse liefern. Langfristig soll es dann die Fragen selbst beantworten. So dürfte das Vorhaben, das Steuerchef Kaeser angestoßen hat, Modellcharakter haben und zum Vorbild für zahlreiche weitere Konzerne werden.
Millionen-Investition
Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Der künstliche Steuerberater ist in jeder Hinsicht ein Mammutprojekt. Am Anfang steht eine millionenschwere Investition in Watson, vor allem aber in dessen Training – vom dafür nötigen Personal ganz zu schweigen. Sieben bis acht Leute allein aus der Steuerabteilung, schätzt Kaeser, wird er dafür brauchen, Watson die richtigen Antworten auf Tausende von Fragen beizubringen, die in der komplexen Welt des Steuerrechts auftauchen können. „Bei jedem Trainingsschritt ist ein Mensch involviert“, weiß auch Dr. Jan Smit, einer der beiden IBM-Experten, die Watson den Siemens-Steuerleuten näherbrachten.
Den letztlichen Anstoß zu dem Vorhaben hatte Kaeser im vergangenen Sommer eine Reise nach Kanada geliefert, von der er mit vielen neuen Eindrücken über Digitalisierungsmöglichkeiten im Gepäck zurückkehrte. Kaeser, ganz Praktiker, fackelte anschließend nicht lange. Binnen weniger Wochen hob er die ohnehin anvisierte stärkere Digitalisierung der Steuerabteilung – sprich: wiederkehrende Fragen nicht mehr per Hand, sondern automatisiert zu beantworten – auf eine Stufe, die in der deutschen Konzernlandschaft bislang beispiellos ist.
Dass dieses Projekt nicht ohne fremde Hilfe zu stemmen sein würde, war schnell klar. Schon Ende Oktober 2016 lud Kaeser fünf Anbieter ein, um die technischen und personellen Strukturen ren aufzusetzen: die Big-Four-Gesellschaften Deloitte, KPMG und PricewaterhouseCoopers (PwC), den mit Ernst & Young (EY) kooperierenden Techanbieter Arago sowie die früheren Siemens-Steuerleute von WTS. Die Ausschreibung teilte Kaeser in zwei Module auf: den künstlichen Steuerberater als Kern sowie ein nebenherlaufendes lernfähiges Programm, das die Steuerabteilung unterstützen soll, die Deklaration sowie Buchungsprozesse noch stärker zu automatisieren. Schon wenige Wochen später hielten die ersten Bieter dann ihre ersten Präsentationen ab.
Grundlage IBM Watson
Schnell zeigte sich, dass für den künstlichen Steuerberater IBMs Supercomputer offenbar das Maß der Dinge ist, denn alle schlugen Lösungen auf Basis von Watson vor. Deshalb sollten die IBM-Experten an diesem grauen Januar-Vormittag nicht nur einen Überblick über die Spezifika und Funktionsweise von Watson geben. Sie sollten dem Siemens-Team bei der Einschätzung helfen, wo die Knackpunkte in den Angeboten des Bewerberfeldes sind, beispielsweise, welche Einschätzungen besser umsetzbar sind, um am Ende des Tages wichtige Anhaltspunkte für die Auswahl des geeigneten Anbieters zu liefern.
Vor allem die Big Four gelten als Marktführer in der Beratung größerer Digitalisierungsprojekte. Doch welche Gesellschaft im konkreten Projekt am besten passt, ist selbst für Experten schwer auszumachen. Fest steht nur: Bei allen steht das Thema weit oben auf der Agenda. Es wird eines der Geschäftssegmente mit der größten Zukunft sein, dies betonen sie unisono.
Erstaunlicherweise oder vielleicht gerade auch deshalb gibt sich das Quartett extrem zugeknöpft, was etwa die Angebote und Erfahrungen mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz anbelangt. Am liebsten möchten sie sich zu dem Megathema gar nicht äußern, auch unabhängig von konkreten Mandaten. Sie sagen noch nicht einmal etwas dazu, für welche Aufgaben sich der Einsatz künstlicher Intelligenz in Steuerabteilungen vor allem eignet und welche Rolle deren Einsatz in den kommenden zwei bis drei Jahren spielen wird, geschweige denn zu konkreteren Fragen wie nach der Arbeit mit Watson.
Für Siemens jedenfalls kristallisierte sich anhand der ausführlichen Präsentationen der Bewerber zumindest recht schnell heraus, wer den Zuschlag nicht bekommt.
Am schnellsten fiel die Entscheidung nach JUVE-Informationen gegen Arago und damit auch Ernst & Young. Die Gesellschaft selbst durfte als aktueller Wirtschaftsprüfer von Siemens nicht ins Bieterrennen gehen, wollte sich aber über eine Kooperation mit dem Techanbieter Arago die Chance erhalten, bei dem Projekt doch mit dabei zu sein. Die Tools, die Arago anbot, waren den Siemens-Leuten aber zu stark aufgesplittet und boten kein stimmiges Bild, so Kenner der Materie.
Ebenfalls nicht in die engere Auswahl kam PwC. Zwar sei die Gesellschaft besonders engagiert und optimistisch an die Sache herangegangen, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Vielleicht aber auch zu optimistisch, denn einige Versprechungen hielten die Siemens-Leute letztlich auch nach dem Vortrag der IBM-Experten für sehr unrealistisch, insbesondere solche zur Dauer des Projekts. Nach einem Jahr sollte etwa der künstliche Steuerberater seine Arbeit aufnehmen können. „Ja, klar, wenn man 1.000 Leute gleichzeitig dransetzt, dann klappt das schon“, scherzte einer der IBM-Männer launig beim Mittagessen in der Siemens-Kantine.
Fakt ist aber auch: PwC übernimmt in einem großflächigen Outsourcing künftig Teile der Steuerabteilung des Siemens-Hauptkonkurrenten General Electric und so stünde zumindest latent immer die Gefahr im Raume, dass Interna von Siemens irgendwie auch ihren Weg zu GE finden. Das dürfte Kaeser nicht sonderlich motiviert haben, PwC zu wählen.
Als Favoriten zeichnen sich daher Deloitte und KPMG ab. Das ganze Projekt wird aber wohl auch von ihnen keine alleine gewinnen, denn die sprichwörtliche „eierlegende Wollmilchsau“, also einen Partner für alle Aufgaben, sieht Kaeser auch bei ihnen nicht. „Deloitte war in Sachen Technologie wirklich gut, während KPMG auf der Projektmanagement-Ebene besser rüberkam“, so der Steuerchef.
Technologie-Erfahrung zählt
Dass KPMG auf der technologischen Ebene nicht so gut abschnitt, könnte auch daran liegen, dass die Big-Four- Gesellschaft JUVE-Informationen zufolge vor einiger Zeit ein größeres Team an Konkurrentin EY verloren hatte.
Außerdem: Die KPMG-Leute ließen in Augen der Siemens-Abteilung eine gewisse Begeisterungsfähigkeit für die Technologie vermissen. Eher ein softer Faktor zwar, aber gerade für eine Aufgabenstellung, in der die Technik eine solche überragende Bedeutung spielt, nicht ganz unerheblich. „Das ist wie eine Corvette zu kaufen, um dann nüchtern festzustellen: Die ist aber schnell“, fasst ein Siemensianer zusammen.
Kaeser spielt auch deshalb mit dem Gedanken, das Projekt in einzelne Teile zu zerlegen. Ein Vorteil dieser Lösung: KPMG kennt Siemens und deren interne Strukturen seit Langem aus dem Effeff, da die Gesellschaft bis zur Zwangsrotation den Dax-Konzern prüfte.
Deloitte punktet dafür auf der so wichtigen Technologieebene. Das Beratungshaus ist seit über 17 Jahren Partner von IBM Watson und hat schon einige Projekte mit künstlicher Intelligenz gestemmt, zum Beispiel für das Arbeitsministerium im kanadischen Alberta, so JUVE-Recherchen. Zudem sind mit den Münchner Partnern Dr. Richard Schmidtke und Prof. Dr. Otmar Thoemmes der aktuelle und der frühere Global Lead Tax Partner für Siemens im Deloitte-Team, beide kennen den Konzern also gut. Schmidtke berät Siemens auch in seiner Funktion als Chef des Münchner Verrechnungspreisteams.
Für das anstehende Siemens-Vorhaben empfiehlt Deloitte nach JUVE-Informationen, vor dem Start erst einmal einen dreimonatigen Piloten vorzuschalten, um überhaupt die Ziele und den weiteren Projektfortgang zu definieren.
Und WTS? Die Steuerberatungsgesellschaft hatte das Thema vor der Siemens-Ausschreibung eigentlich noch gar nicht richtig auf dem Schirm und wurde offenbar vor allem aufgrund ihrer jahrelangen engen Verbundenheit zu dem Technologiekonzern ins Bewerberfeld geholt.
Dafür prescht sie jetzt mit einer gleichermaßen ungewöhnlichen wie viel versprechenden Allianz in Richtung der vorderen Plätze im internen Siemens-Ranking: WTS ist eine Kooperation mit der ‚Deutschen Forschungsgesellschaft für künstliche Intelligenz‘ (DFKI) eingegangen – und hat damit einen Technologiepartner an der Seite, der nicht nur in Forschung und Entwicklung einer der wichtigen Player ist, sondern diese auch als Dienstleistung anbietet.
Endgültig entschieden hat sich Kaeser noch nicht, hat aber zumindest einen konkreten Plan. In zusätzlichen weiteren Präsentationsworkshops sollen die Bewerber nun weiter abliefern. Daran werden sich auch Vertreter der Rechtsabteilung beteiligen – denn auch die interessieren sich für das Projekt. „Denkbar ist langfristig eine Art One-Stop-Shop für Steuern und andere Corporate Functions, zum Beispiel Recht, auf der Basis von künstlicher Intelligenz“, so Kaesers Vision.
Von IBM bekommt Siemens nun zunächst einmal einen Account, um mit Watson trainieren zu können. Das ermöglicht dem Konzern dann auch in der Praxis herauszufinden, wie viel Training in das System gesteckt werden kann und muss, um sichtbare Fortschritte zu erzielen.
Bleibt ‚nur noch‘ die Kostenfrage – der Knackpunkt, wie auch IBM-Experte Smit meint: „Wenn Siemens das System trainiert, verbleibt der Know-how- Schutz auch beim Konzern. Eine Big-Four-Gesellschaft könnte dieses System allerdings als Produkt weiter vertreiben. Dies zu klären, wird sicher Teil der Diskussionen sein.“
Kaeser, so viel ist klar, würde aus genau diesem Grund am liebsten gar nichts bezahlen und hat dafür auch gute Argumente auf seiner Seite. Schließlich dürften die möglichen Erlöse aus einem künftigen Weiterverkauf des Produkts an eine Vielzahl von Unternehmen um ein Vielfaches höher als die Entwicklungskosten liegen. Doch so weit haben sich die Bewerber noch nicht bewegt. Einen Monat umsonst zu arbeiten, hat einer angeboten, eine Teilung der Kosten ein anderer. Das wäre dann eine Summe in unterer einstelliger Millionenhöhe alleine für den ersten Schritt für jede Seite – wenn die Experten recht behalten, die schätzen, dass der künstliche Steuerberater nur bis zu diesem Punkt einen unteren einstelligen Millionenbetrag kosten könnte.
In Hab-Acht-Stellung
Vor allem die Verantwortlichen von Steuerabteilungen anderer Unternehmen verfolgen die Siemens-Ausschreibung mit Spannung. Die Gretchenfrage, die sich stellt: Lohnt es sich, ein ähnlich umfangreiches Projekt anzugehen und ein für sich maßgeschneidertes System mitzugestalten? Oder wartet man lieber ab, bis es Dank des Kaeser- Vorstoßes ein zumindest konfiguriertes Produkt gibt, das in wichtigen Teilen wohl auch in anderen Steuerabteilungen einsetzbar sein dürfte?
Bisher hält sich der Entwicklerdrang in Grenzen. „Im derzeitigen Entwicklungsstadium der Technologie sehen wir noch nicht, dass sich der nötige Aufwand an Zeit und Personal für uns lohnen würde“, meint etwa Dr. Hans Maier, Steuerchef bei Robert Bosch. Das liege auch daran, „dass wir die Art von Anfragen, die künstliche Intelligenz lösen könnte, in der Zahl gar nicht haben“. Maier hat das Thema zunächst einmal in die USA verlagert – die dortigen Steuerkollegen sollen sich einarbeiten und Möglichkeiten ausloten. „Die USA sind Deutschland weit voraus, dort werden die entscheidenden Entwicklungen stattfinden – deshalb ist das Thema dort derzeit gut aufgehoben“, so Maier.
In einem sind sich jedoch alle Experten einig: In allen Steuerabteilungen können viele manuelle Arbeiten, vor allem in der deklarationsnahen Tätigkeit, automatisiert werden. So ist denn auch für Maier die Digitalisierung der Arbeit in seiner Abteilung „das dominierende Thema“. Schließlich seien die strategischen Ziele nur noch mit dem verstärkten Einsatz von IT zu erreichen, sagte er kürzlich auf dem ‚Hamburger Forum für Unternehmensteuerrecht‘.
Maier beschäftigt sich aktuell mit einem konkreten Projekt: Gemeinsam mit BASF und SAP entwickelt Robert Bosch ein System, das vor allem im Risk Management zum Tragen kommen soll. So soll ein Algorithmus Massendaten analysieren und eine falsche Einordnung von Kosten in der Deklaration verhindern – etwa so, wie Kaeser es in seinem Projekt für die Steuererklärungen plant, das Siemens nun größtenteils in Eigenregie übernimmt. Dort geht es um alltägliche, aber fehleranfällige Dinge wie Betriebsveranstaltungen oder Reisekosten. Programmiert wird dieser Algorithmus soweit bekannt von SAP und Ernst & Young.
Den Automatisierungs- und Digitalisierungsdruck bemerken vor allem Steuerabteilungen von Unternehmen mit viel Auslandsgeschäft oder zahlreichen internationalen Töchtern und auch solche, die stark durch Zukäufe gewachsen sind. Denn hier ist die Fehleranfälligkeit durch die Vielzahl an unterschiedlichen Systemen, die es zu beachten gilt, besonders hoch. „Wir haben alleine 130.000 Mitarbeiter im Ausland, die potenziell steuerrelevante Sachverhalte in den verschiedensten Ländern auslösen können“, so Maier. In das gleiche Horn stößt Oliver Nußbaum, Steuerchef von BASF. Es sei beispielsweise eine Herausforderung, Reisekostenvorgänge in Deutschland, der Ukraine und Korea in ein System zu bringen; entsprechend reizvoll ist die Möglichkeit, dies durch Automatisierung schlanker und sicherer zu gestalten.
Auf dem Hamburger Forum beschrieb Nußbaum zudem Defizite, die der Konzern in der Kontrolle der Umsatzsteuer hatte und wo er durch Automatisierung und Schulungskonzepte Sicherheit herstellen wollte. Dafür wurden Prozesse in ganz Europa vereinheitlicht und durch Automatisierung dort Lücken geschlossen, wo sich niemand zuständig fühlte.
KI als neuer Standard
Für das Berufsbild des Steuerberaters bedeutet die Digitalisierung eine Veränderung der Anforderungen: Ein guter Steuerberater qualifiziert sich schon in wenigen Jahren dadurch, dass er den Algorithmus beherrscht. Bis sich dann auch die künstliche Intelligenz in Steuerabteilungen durchsetzt, wird es wohl noch etwas länger dauern. Doch Jan Smit von IBM rechnet fest damit, dass künstliche Intelligenz oder Cognitive Computing – wie die Experten von IBM es lieber nennen –, zukünftig Standard in der Rechts- und Steuerberatung wird. „Das System bietet sich immer dort an, wo komplexe Fragen kommen, beispielsweise in der Interpretation von Gesetzestexten.“ Allerdings: „Die Forschung zur Künstlichen Intelligenz in der Steuerberatung befindet sich noch im Entwicklungsstadium.“
Bei der Verbindung von Ex-It-Girl Paris Hilton und Watson ist also noch lange nicht Schluss. (Catrin Behlau, René Bender)