Gemeinsam mit Maximilian Schlierf hat die Steuerberaterin Shiffa die MSM Steuerberatungsgesellschaft gegründet. Die Kanzlei zählt zwei weitere Mitarbeitende. Das Team berät vor allem Start-ups, und die studierte Wirtschaftsjuristin legt dabei einen Schwerpunkt auf Gründerinnen.
JUVE Steuermarkt: Sie beraten vor allem Start-ups und insbesondere Gründerinnen bei steuerlichen Themen. Wie kommen Sie zu dieser speziellen Zielgruppe?
Maggie Shiffa: Wir arbeiten mit Start-ups, weil wir auf Augenhöhe beraten wollen. Es soll nicht nur Dienstleistungscharakter haben, sondern ein Geben und Nehmen sein. Beim gesetzten Mittelstand hatte ich als jüngere Frau nicht immer das Gefühl, ernst genommen zu werden und etwas verändern zu können. Bei Start-ups ist das anders, gerade, wenn wir sie von Anfang an begleiten mit Grundlagenberatung, etwa durch allgemeine Workshops zu ihren steuerlichen Pflichten. Gründerinnen liegen mir auch deshalb persönlich am Herzen, weil ich selbst Gründerin bin.
Muss man Gründerinnen anders beraten als Gründer?
Inhaltlich gibt es natürlich keinen Unterschied, ob ich einen Gründer oder eine Gründerin berate. Aber ich spreche Frauen anders an. Wenn Frauen Unternehmen gründen, dann haben sie manchmal Angst, in bestimmten Situationen als dumm wahrgenommen zu werden, wenn sie Fragen stellen. Ich höre immer wieder von Mandantinnen, dass sie sich mir gegenüber trauen, offen zu sein und Fragen zu stellen und sich dabei ernst genommen fühlen.
Es geht also über die steuerliche Beratung hinaus?
Teil unserer Arbeit ist es auch, den Mandantinnen zu helfen, wenn es um das Thema Vernetzung geht. Einige Mandantinnen, die ich schon länger kenne, investieren inzwischen als Business Angel. Wir möchten Netzwerke schaffen und unterstützen. Netzwerke sind gerade für die Finanzierung von Start-ups unheimlich wichtig – hier gibt es viel Aufholbedarf bei Gründerinnen.
Welchen Anteil machen Gründerinnen unter Ihren Mandanten aus und wie versuchen Sie, diese zu erreichen?
Etwa 25 Prozent unserer Mandanten sind Gründerinnen. Viele Mandate kommen über Empfehlungen aus unserem Netzwerk zustande. Manche Kontakte gehen auf Workshops für Female Founders oder Female Leadership zurück, an denen ich teilgenommen habe. Hier zeigt sich meine Doppelrolle als Gründerin und Beraterin. Andere Mandate generieren wir über Kaltakquise.
Ist Ihnen in Ihrer Laufbahn als Steuerberaterin Sexismus begegnet?
In meiner Karriere sind mir wegen meines Geschlechts keine Steine in den Weg gelegt worden. Von Kolleginnen aus anderen Kanzleien höre ich da teilweise aber andere Geschichten. Vor allem im Alter zwischen 30 und 40 ist es für Frauen schwer, in den Partnertrack zu kommen, weil da immer die Angst des Arbeitgebers ist, dass noch Kinder kommen könnten. Insgesamt verändern sich die Dinge, es braucht aber einfach etwas Zeit.
Und seitdem Sie ihre eigene Kanzlei haben?
Im Außenauftritt mit meinem Kollegen Max Schlierf ist es schon vorgekommen, dass er als mein Chef angesprochen wurde, obwohl wir gleichberechtigte Geschäftsführende sind. Das lässt sich aber schnell aus der Welt räumen, da ist er auch sehr klar. Im Team arbeiten wir auf Augenhöhe. Ich bin intern zum Beispiel zuständig für die IT, das könnte man auch als völlig geschlechtsuntypisch bezeichnen (lacht).
Was hat Sie motiviert, diesen Weg zu beschreiten?
Mir wurde schon im Studium von Kommilitonen gesagt, dass ich die perfekte Steuerberaterin wäre, weil ich gut mit Zahlen umgehen kann und Gesetze mag. In der Steuerberatung bin ich zufällig über Umwege über die Wirtschaftsprüfung gelandet und habe gemerkt, dass mir das unheimlich viel Spaß macht. Dann habe ich mich entschieden, das Steuerberaterexamen abzulegen. Nach einiger Zeit als angestellte Steuerberaterin habe ich mit einem Kollegen unsere eigene Kanzlei gegründet.
Und was würden Sie einer jungen Frau, die noch unsicher ist, mit auf den Weg geben?
Für mich ist in Sachen Gründen ganz klar, dass ich andere Frauen motivieren möchte. Das Thema ist oft mit Angst verbunden, aber wenn der Schritt einmal getan ist, ist es wie eine Befreiung. Ich will da auch eine Vorbildfunktion einnehmen. Als Geschäftsführerin ist mir wichtig, authentisch zu sein und meine Stärken zu zeigen. Ich will nicht Männer imitieren, um nach oben zu kommen, sondern mit meinen positiven Eigenschaften arbeiten.