Im Gespräch

„Jeder muss sich erst beweisen“

Als Geschäftsführender Partner für den Bereich Steuern hat Dr. Hans Weggenmann zuletzt mehr Anteile an Rödl & Partner gekauft. Im Interview spricht er über die Öffnung der Partnerschaft und darüber, wie er das Thema Tax Tech trotz eines kürzlichen Abgangs vorantreiben will.

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Der Nürnberger Kanzleistandort von Rödl & Partner. (Foto: Rödl & Partner)

JUVE Steuermarkt: Herr Weggenmann, mittlerweile hat sich im Markt herumgesprochen, dass Christian Rödl mehr und mehr seiner Anteile an Rödl & Partner an andere Partner abgibt. Wie viele Anteile an Rödl & Partner halten Sie nun?
Dr. Hans Weggenmann: Eine genaue Zahl kann ich Ihnen nicht nennen, aber ja: Auch ich habe mehr Anteile bekommen. Wir haben den Status des Equity-Partners in der Tat ja schon länger. Auch vorher gab es Personen, die Anteile an Rödl & Partner hatten. Nun haben wir das Modell weiter verfeinert, es können stückweise mehr Anteile gekauft werden. Gerne können Sie hierzu direkt auf Christian Rödl zugehen. Er kann Ihnen dazu detaillierte Auskunft geben.

Hält nun mehr Anteile an Rödl: Hans Weggenmann

Woher kommt dieser Sinneswandel?
Es handelt sich nicht um einen Sinneswandel, sondern um eine Fortentwicklung. Der Schritt ist als wichtiges Commitment an die Partner zu verstehen, sich längerfristig an die Kanzlei zu binden. Die Frage war vorher häufig: Was kommt nach dem Partnerstatus? Denn Partner waren und sind bei uns ja nicht zwangsläufig Equity-Partner. Nun haben wir uns geöffnet, und der Pool wird Schritt für Schritt erweitert. Aber eines ist auch klar: Rödl & Partner versteht sich nach wie vor als Familienunternehmen. Und Christian Rödl wird immer das Gros der Anteile halten. Nur: Welches Familienunternehmen gibt schon großzügig Anteile ab? Rödl & Partner schon.

Sie wollen sicher auch attraktiver für Quereinsteiger sein.
Zunächst einmal ist es wirklich als Commitment an langjährige Mitarbeiter gedacht. Natürlich ist es auch ein Zeichen an den Markt. Aber eines ist auch klar: Es ist nicht angedacht, dass wir die Equity-Partner-Komponente für Quereinsteiger automatisch installiert haben. Jeder muss auch in Zukunft eine Mindestzeit bei Rödl & Partner bleiben, und da sprechen wir nicht nur von den sechs Monaten Probezeit.

Gibt es diesbezüglich Ausnahmeregelungen?
Nein.

Aber Lothar Härteis, der von Bergemann Schönherr kam, ist doch sicherlich als Partner bei Ihnen eingestiegen?
Als Partner ja. Mit seiner Erfahrung und seiner Seniorität war absolut klar, dass Lothar Härteis Partner wird. Für solche Quereinsteiger haben wir eine Art Öffnungsklausel. Aber: Er ist nicht direkt als Equity-Partner eingestiegen. Auch hier gilt: Jeder muss sich beweisen.

Und was versprechen Sie sich konkret von Lothar Härteis?
Er ergänzt das, was uns noch gefehlt hat, nämlich die stärkere Einbindung in die Unternehmen, in deren Prozesse und Systeme. Das haben wir so in der Vergangenheit nur sehr selten verfolgt.

Aber Rödl & Partner rühmt sich doch damit, beste Kontakte vor allem in den gehobenen Mittelstand zu haben.
Die Kontakte haben wir zweifellos. Das Business Partnering verfolgt aber einen anderen Ansatz. Es kamen und kommen immer wieder Anfragen aus größeren Unternehmen wie: Habt ihr jemanden für Umsatzsteuern? Kann jemand von euch die Steuerabteilung kommissarisch leiten? Wir haben da immer brav mitgepitcht, aber mit Lothar Härteis heben wir diese Prozesse auf das nächste Level.

Was bedeutet das konkret?
Natürlich ist der Ansatz des Business Partnering nicht komplett neu für uns, so sind wir schon bisher Partner größerer (DAX-)Konzerne. Für Mittelständler, die keine eigene Steuerfunktion haben, übernehmen wir Outsourcing-Tätigkeiten weltweit seit eh und je. Unternehmen, die jedoch über eine eigene Steuerabteilung verfügen, gehen das Thema mit einem ganz anderen Ansatz an. Sie können Teile abgeben, mal mehr, mal weniger. Berater sorgen dann vor allem dafür, dass die Systeme immer ,compliant‘ sind – zum Beispiel in Bezug auf Umsatz- und Lohnsteuern.

Und ausgerechnet zu so einem Zeitpunkt verlieren Sie den Berater, der bei Rödl & Partner wie kein zweiter für die Themen Tax Transformation und Tax Technology gilt. Ist der Weggang von Holger Maier zu Flick Gocke Schaumburg vor diesem Hintergrund nicht ein Schlag ins Kontor?
Ich würde lügen, wenn ich sage: Das macht uns nichts aus. Er hätte bei uns eine sehr aussichtsreiche Zukunft gehabt. Er hatte viele Freiheiten und hat auch viel bewegt. Es ist wirklich schade, dass er uns verlassen hat. Allerdings: Holger Maier war natürlich nicht allein. Es geht auch ohne ihn mit unverminderter Geschwindigkeit weiter. Unser Verrechnungspreis-Partner Heiko Preisser, der ja ohnehin mit Holger Maier ein Team bildete, wird sich diesen Themen nun noch stärker widmen.

Und sich nun ausschließlich mit Tax Technology befassen?
Wir können Heiko Preisser nicht 1:1 aus den Mandaten rausnehmen. Aber unabhängig von Holger Maiers Abgang hatten wir ohnehin vor, das Thema Digital Tax noch einmal stärker zu gewichten. Heiko Preisser wird vor die Klammer gezogen, das heißt, er wird im Sinne einer Matrix-Struktur für die digitalen Produkte des gesamten Tax-Bereichs verantwortlich sein. Das ist unter anderem auch möglich, weil wir uns im Transfer Pricing mit Dr. Gilad Tirosh verstärkt haben. Zudem haben wir zwei Neuzugänge zu verzeichnen. Ein Berufseinsteiger, der frisch von der Universität kommt und zum Thema Tax Tech promoviert hat. Und der ehemalige Kollege Tim König, der Steuerberater ist, wird von einem Tax-Tech-Start-up zu uns stoßen. Wir sind also bestens gerüstet.

Business Partnering, stärkere Fokussierung auf Tax Tech. Und nun haben Sie sich mit Prof. Dr. Roland Wacker auch mit einem ehemaligen Richter des Bundesfinanzhofs verstärkt, der bei Rödl & Partner als of Counsel angefangen hat. Eifern Sie der WTS nach?
Wir haben noch nie jemandem nachgeeifert, sondern sind schon immer unseren eigenen Weg gegangen. Der Zugang von Roland Wacker ist aus zweierlei Hinsicht interessant für uns. Erstens: Er ist im Bereich Personengesellschaften eine Koryphäe. Er ist tief in den Themen drin und hat überdies ein großes Know-how im internationalen sowie im Umwandlungssteuerrecht. Und zweitens kann uns Roland Wacker vor allem in Betriebsprüfungen und bei Finanzgerichtsverfahren unterstützen. Die zunehmende Komplexität des Steuerrechts erfordert ein Sechs-Augen-Prinzip. Und Roland Wackers Blick auf die Dinge wird unseren Mandanten in jeglicher Hinsicht enorm nützen. Trotzdem: Ich würde nicht inflationär jeden als of Counsel einstellen. Mit Roland Wacker passt es aber sehr gut. Die Erwartungen wurden bislang auf beiden Seiten mehr als erfüllt.

Wo sehen Sie sonst noch Entwicklungspotenzial?
Wir haben zwei namhafte deutsche Automobilhersteller für Umsatzsteuerthemen gewinnen können. Das hat uns natürlich sehr gefreut. Mit Lothar Härteis hoffen wir, uns bei Mandanten solcher Größenordnung noch stärker einbringen zu können. Zudem haben wir im Beratungsfeld Tax Acconting und Tax Compliance Management Systeme zuletzt schöne Erfolge erzielt. Das Team um Andreas Brunnhübner (Anm. d. Redaktion: Nürnberger Partner) begleitet etwa die Einführung der Tax Accounting und Reporting Software „DefTax“ bei Media Markt Saturn Holding für sämtliche europäische Gruppengesellschaften. In diesen Beratungsfeldern sehen wir auch weiterhin großes Potenzial für weiteren Beratungsbedarf, da die steuerregulatorischen Anforderungen stetig zunehmen und in digitale Prozesse überführt werden können.

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