Kompromisslösung

Künftig nur eine Ländergesellschaft von RSM in Deutschland

Die mittelständische Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft RSM Verhülsdonk ist künftig alleiniges deutsches Mitglied des internationalen Beratungs- und Prüfungsnetzwerks RSM. Damit hat die in London beheimatete RSM-Zentrale zwar ihr lange gehegtes Ziel einer einheitlichen deutschen Ländergesellschaft erreicht – nur ist diese zum aktuellen Zeitpunkt viel kleiner als ursprünglich geplant. Denn ob sich die sechs anderen bisherigen deutschen RSM-Mitgliedskanzleien der neu gebildeten RSM GmbH anschließen, ist noch offen.

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Michael Hüchtebrock
Michael Hüchtebrock

Verhülsdonk setzte sich nach JUVE-Informationen in einer Art internem Wettbewerb gegen andere deutsche RSM-Mitglieder durch. Dieser sei ähnlich abgelaufen wie 2011 die Ausschreibung um die exklusive deutsche Mitgliedschaft bei Grant Thornton. Seinerzeit hatte Warth & Klein den Zuschlag erhalten, das weitere Grant Thornton-Mitglied Susat & Partner hatte das Nachsehen und zerfiel darauf in zwei Teile, die sich Roever Broenner auf der einen und Warth & Klein auf der anderen Seite anschlossen.

Auch jetzt gab es offenbar ein zähes Ringen, an dessen Ende Verhülsdonk – jüngster aller RSM-Partner hierzulande – den Zuschlag erhielt und nun als „exklusive Gesellschaft für den deutschen Markt“ agiert, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Entstanden war die aus Düsseldorf dominierte Einheit erst Anfang 2014 aus einer Fusion von der Düsseldorfer Verhülsdonk & Partner, der Bremer Hansaberatung sowie der Krefelder thp Treuhandpartner. Logisch wirkt der Schritt trotzdem: RSM Verhülsdonk, die eng mit der Anwaltskanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek kooperiert, ist mit mehr als 100 Berufsträgern und einem Umsatz von zuletzt 37 Millionen Euro mit Abstand die größte Einheit aller deutschen RSM-Mitglieder.

„Im vergangenen Jahr haben wir unsere Internationalisierung durch die verstärkte Einbindung in das RSM-Netzwerk vorangetrieben. Die Umfirmierung zur RSM GmbH ist der folgerichtige Schritt, um unsere Präsenz auch abseits des deutschen Marktes weiter zu stärken“, so Dr. Michael Hüchtebrock, Geschäftsführer der RSM GmbH.

Verhandlungen zogen sich ins Unendliche

Schon seit Monaten kursierten Gerüchte, dass das hierzulande siebtgrößte Wirtschaftsprüfer- und Steuerberaternetzwerk RSM künftig nur noch mit einer Marke vertreten sein soll. Zwar existiert eine RSM Deutschland GmbH bereits. Faktisch war sie aber nur eine übergeordnete Hülle mit zwei Mitarbeitern, die sich unter anderem um die Abrechnungen der einzelnen Einheiten kümmerte.

Was geschieht nun mit den anderen sechs bisherigen RSM-Gesellschaften? Nach JUVE-Informationen haben sie bis März 2019 Zeit zu überlegen, ob sie sich der RSM GmbH anschließen. Bis dahin können sie RSM als so genannte Assoziierte Partner verbunden bleiben und so etwa in puncto Mandatsarbeit weiter vom internationalen Netzwerk profitieren. Diese Kompromisslinie hat angeblich zu großen Teilen die Londoner RSM-Zentrale entwickelt. Dort hatte man erkannt, dass der eigentlich angepeilte Weg, alle deutschen Mitglieder unter ein einheitliches Dach zu bekommen, nicht aufgehen würde. Deshalb lautete dort offenbar das Kalkül: Bevor man wirtschaftsstarke Einheiten sofort ganz verliert, bietet das Netzwerk ihnen besser eine tragbare Lösung an.

Dem Vernehmen nach überlegen sich zumindest drei Einheiten, zum Januar 2018 tatsächlich unter das Dach der RSM GmbH zu schlüpfen. Nach JUVE-Informationen sind dies RSM Zitzelsberger mit Hauptsitz in München, die in Stuttgart beheimatete RSM AWT sowie RSM DPI aus dem ostfriesischen Leer.

Für die restlichen drei Gesellschaften scheint dies keine Option zu sein. Offensichtlich zogen sich die Verhandlungen über die Zukunft der Gesellschaft in Deutschland auch deshalb so lange hin. Die Wuppertaler RSM Breidenbach, RSM Altavis sowie die Siegener Einheit 8P könnten also noch länger als Assoziierte Partner von RSM fungieren – wenn sie dies denn wollen. Denn insbesondere RSM Altavis hatte andere Vorstellungen als Verhülsdonk.

Widerstand aus Hamburg

RSM Altavis gilt als „Netzwerk im Netzwerk“ und besteht aus Büros des 2005 liquidierten Beratungshauses Haarmann Hemmelrath in München, in Hamburg (BRL Boege Rohde Luebbehuesen) und in Düsseldorf (Advises). Im vergangenen Jahr kam Altavis  auf einen Umsatz von 30 Millionen Euro. Ein Insider: „Altavis ist keine Firma, sondern ein Verbund von Abrechnungsgesellschaften.“ Während sich München und Düsseldorf dem Vernehmen nach noch eher mit einer einheitlichen RSM anfreunden könnten, ist die stark anwaltlich geprägte Kanzlei BRL offenbar strikt dagegen.

RSM Deutschland erwirtschaftete zuletzt insgesamt 108 Millionen Euro Umsatz. Sollten sich Altavis,  Breidenbach (Umsatz rund 13 Millionen Euro) und 8P, oder darüber hinaus sogar Zitzelsberger, AWT und DPI nun gegen RSM entscheiden, würde der bisher kumulierte deutsche RSM-Umsatz hierzulande um rund zwei Drittel schrumpfen.

RSM International ist das weltweit sechstgrößte Netzwerk unabhängiger Wirtschaftsprüfer- und Steuerberatergesellschaften und steht für einen zusammengerechneten Umsatz von 4,8 Milliarden US-Dollar. Es versteht sich als auf den Mittelstand orientiert und ist weltweit mit mehr als 800 Büros in 120 Ländern vertreten. (Daniel Lehmann, Jörn Poppelbaum).

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