Prime Tax kündigte an, gleich in mehreren Fällen gegen Andersen Global vor dem Bezirksgericht Zürich vorgehen zu wollen. Der Inhaber Stefan Widmer will zum einen den Ausschluss aus dem Netzwerk anfechten, denn dieser sei „nicht legitim“. Dem Ausschluss vorausgegangen war laut Prime Tax ein laufender Streit um die finanziellen Ergebnisse von Prime Tax und die damit zusammenhängenden vertraglich vereinbarten Vergütungen an die Schweizer Kanzlei. „Wir haben sowohl für das Jahr 2016 als auch für das Jahr 2017 die vertraglich vereinbarten Ausschüttungen von Andersen Global nicht erhalten“, sagte Widmer gegenüber JUVE. Für beide Jahre hätten die Schweizer eine Vergütung von je rund 500.000 Franken bekommen müssen. „In beiden Fällen werden wir gegebenenfalls ebenfalls Klage vor dem Bezirksgericht Zürich einreichen“, so Widmer.
Im Jahr 2014 hoben ehemalige Arthur Andersen-Partner aus den USA die bekannte Marke wieder aus der Taufe und gründeten den Schweizer Verein. Laut Prime Tax gingen die US-Amerikaner von einem schnellen und profitablen Wachstum der Mitgliedsfirmen aufgrund der Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern aus. Prime Tax sei ein Gewinn garantiert worden. „Für das Jahr 2016 floss dann auf einmal kein Geld mehr, obwohl wir eine vertragliche Vereinbarung hatten“, sagte Widmer.
Klage gegen Statutenänderung
Deshalb hat Prime Tax ein Betreibungsbegehren betreffend die Gewinnausschüttung 2016 gestellt. „Es ist davon auszugehen, dass Andersen Global die Forderung bestreitet“, sagt Widmer. „In diesem Fall wird Prime Tax Klage um Feststellung der Forderung beim Handelsgericht Zürich erheben.“
Die erste Klage betrifft auch eine Statutenänderung im Schweizer Verein. „Ende des Jahres 2017 wurde der Gerichtsstandort des Schweizer Vereins plötzlich von Zürich nach New York verlegt“, sagte Widmer. Wenige Tage später seien Prime Tax und unmittelbar danach auch Andersen Polen aus dem Verein ausgeschlossen worden. „Es ist offensichtlich, dass diese Statutenänderung einzig zum Ziel hatte, dass Europäer es schwerer haben sollen, zu klagen“, ist Widmer überzeugt.
Amerikaner weisen Vorwürfe zurück
Mark Vorsatz, CEO der amerikanischen Tax LLC und des Schweizer Vereins, weist die Vorwürfe zurück. Gegenüber JUVE bestätigt Andersen Global, dass Prime Tax aus dem Netzwerk „ausgeschlossen“ wurde, wollte darüber hinaus aber keine konkreten Angaben zu „laufenden Rechtsprozessen“ machen. Die Schlussfolgerung, Andersen Global stecke in finanziellen Schwierigkeiten, weisen die Amerikaner zurück: „Was Prime Tax und Herr Widmer sagen, hat keine faktische Grundlage.“ Außerdem will auch Andersen Global offenbar gerichtlich Konsequenzen ziehen: „Wir beabsichtigen, unsere Rechte gegen solche falschen Angaben energisch durchzusetzen.“
Aus dem Netzwerk hört man aber auch Stimmen, die sagen, dass Prime Tax ihre Vertragspflichten nicht eingehalten habe. Dem widerspricht Widmer energisch: „Prime Tax hat sich immer peinlich genau an sämtliche Vertragspflichten gehalten. Bezeichnenderweise wurde Prime Tax weder im Zeitpunkt des Ausschlusses noch danach dargelegt, welche Verpflichtungen Prime Tax verletzt haben soll. Bis heute hat sich Andersen Global geweigert, uns den statutarisch notwendigen Beschluss betreffend den Ausschluss aus dem Verein vorzulegen.“
Der deutsche Arm Andersen schließt sich den Aussagen von Andersen Global an. Aus dem Partnerkreis hört man, dass der Schweizer Verein überaus zuverlässig sei. „Er ist in der Lage zu zahlen und tut dies auch pünktlich“, sagte ein Partner.