JUVE Steuermarkt: Wie wichtig ist der Zusammenschluss mit der US-Gesellschaft Forvis für Mazars in Deutschland?
Stefan Hölzemann: Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, dass es sich nicht um einen von Deutschland, Frankreich oder Japan vorangetriebenen Zusammenschluss handelt. Diesen Schritt hat die, mittlerweile in 101 Ländern vertretene, integrierte Partnerschaft von Mazars zusammen entschieden. Was außerdem wichtig ist: Es handelt sich nicht um eine Fusion. Wir bilden mit Forvis ab dem 1. Juni 2024 ein Netzwerk, das weltweit unter dem Namen Forvis Mazars firmieren wird. Im Gegensatz zu anderen Netzwerken, die sich häufig aus zig autonomen Landesgesellschaften zusammensetzen, wird es bei uns nur zwei Netzwerkpartner geben: die belgische Mazars SC sowie die US-amerikanische Forvis LLP.
Die Mazars-Partnerschaft bleibt von dem Zusammenschluss also unberührt?
Genauso ist es. Beide Netzwerkunternehmen bleiben rechtlich selbstständig. Mazars bleibt also die integrierte Partnerschaft mit gemeinsamem Topf. Innerhalb des Netzwerks wird es kein Profit-Sharing geben.
Was ändert sich denn dann überhaupt?
Einiges. Wir sehen deutlich positive Auswirkungen sowohl für das Outbound- als auch das Inbound-Geschäft mit US-Bezug. Die heutige Mazars USA ist vor Ort die Nummer 31 der Tax- und Accounting-Firms, Forvis Nummer 8. Mazars USA macht einen Umsatz von 260 Millionen US-Dollar und beschäftigt 1.000 Mitarbeitende. Forvis erwirtschaftete zuletzt gut 1,6 Milliarden US-Dollar mit 6.000 Mitarbeitenden. Wir haben also ein ganz anderes Gewicht auf dem US-Markt. Übrigens: Die US-Kollegen von Mazars werden tatsächlich unter das Dach von Forvis schlüpfen – das ist aber die einzige tatsächliche Fusion.
Gibt es weitere Änderungen?
Ja. Es wird eine gemeinsame globale Strategie sowie gleiche Qualitäts- und Service-Standards geben. Hier wird es einheitliche Grundsätze geben, die auch für die Partner bei Mazars gelten.
Aber das gab es bei Mazars doch vorher auch?
Das ist richtig, aber Forvis und Mazars unterliegen verschiedenen Standards – allein aufgrund der US-Regularien. Und hier gilt es, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Wichtig ist zu erwähnen: Wir sind ein 50/50-Netzwerk, was die Entscheidungen angeht.
Und was bedeutet der Zusammenschluss für die hiesige Steuerberatung?
Dieser hat einen großen Einfluss auf unser Beratungsgeschäft. Anders als zum Teil kolportiert ist Forvis mitnichten eine reine Prüfungsgesellschaft. Wir werden nur durch den Zusammenschluss nun nicht auf einmal Dax-40-Mandate in der Prüfung bekommen. Gut zwei Drittel des Geschäfts von Forvis entfallen auf den Non-Audit-Bereich. Wir sprechen hier von zusätzlich 1.500 Steuerexperten in 27 US-Bundesstaaten. Die Quantität der Steuerberatung wächst damit wesentlich. Forvis berät viele renommierte US-Unternehmen. Auch hier profitieren beide Seiten – Forvis von der globalen Strahlkraft von Mazars und Mazars vom stärkeren Zugang auf den US-Markt. Und wir haben uns Exklusivität zugesichert – in beide Richtungen.
Ist mittel- bis langfristig eine weltweite Fusion geplant?
Nein, geplant ist dahingehend nichts. Und dass wir irgendwann komplett mergen, kann ich mir nicht vorstellen. Die Mazars-Partnerschaft ist stolz auf ihre Kultur. Für solch einen Schritt bräuchte man die absolute Zustimmung der Partnerschaft. Da wir eben auch eine sehr europäische DNA haben, halte ich so einen Schritt für unwahrscheinlich.