Auf den ersten Blick scheint das Steuerrecht in den Rechtsanwaltskanzleien eine große Rolle zu spielen: Rund zehn Prozent der Ernennungen entfielen auf dieses Beratungssegment. Damit gehört es hinter Corporate/M&A/Private Equity (30 Prozent) zu den Beratungsgebieten mit den meisten Partnerernennungen. Nur im Immobilien- und Baurecht war die Ernennungsquote mit 10 Prozent ähnlich hoch, dicht gefolgt von Konfliktlösung und Arbeitsrecht mit jeweils 9 Prozent. Insgesamt ernannten die Kanzleien mehr als 400 Berater zu Partnern oder Counseln.
Ein Zeichen also für einen Boom von Steuerrecht und Steuerberatung in Anwaltskanzleien? Jein. Denn auf den zweiten Blick zeigt sich: Mit 20 Ernennungen entfällt das Gros – nämlich fast die Hälfte der Partnerernennungen – auf Flick Gocke Schaumburg (FGS). Die steuerzentrierte Großkanzlei hat im vergangenen Jahr mit Abstand die meisten Steuerrechtler zu Partnern oder Counseln gemacht. Insgesamt haben nur 16 der Top-50-Anwaltskanzleien überhaupt Partner im Steuerrecht ernannt – und dann in der Regel nicht mehr als maximal eine Handvoll.
Würde FGS den Schnitt nicht so massiv nach oben heben, sähe die Bilanz des Steuerrechts in den 50 wichtigsten Rechtsanwaltskanzleien in Deutschland deutlich düsterer aus: Ohne FGS würden lediglich rund fünf Prozent der Partnerernennungen auf das Steuerrecht entfallen. Damit wäre die Ernennungsquote ähnlich niedrig wie in den Beratungsgebieten Öffentlicher Sektor oder Technologie/Medien.
Die Redaktion hat die Partner- und Counselernennungen der JUVE-Top-50-Rechtsanwaltskanzleien im Kalenderjahr 2020 ausgewertet, inklusive Associated, Local- und Salary-Partner. Auch Steuerberater, die nicht gleichzeitig Juristen sind, wurden in die Auswertung einbezogen. Welche Kanzleien der JUVE Verlag als die 50 wichtigsten in Deutschland identifiziert hat, lesen Sie hier.