Tax Operations Konferenz

Tax Operations Konferenz 2023: Der Transformation auf der Spur

Autor/en
  • Götz Kümmerle

Rund 100 Steuerexpertinnen und -experten haben sich in Berlin Anfang der Woche zur Tax Operations Konferenz von NWB Verlag und JUVE Steuermarkt getroffen, um die Herausforderungen für Steuerfunktionen zu besprechen. Die einhellige Meinung: Die Zeiten bloßer Administration sind vorbei. So flexibel wie heute mussten Inhouse-Steuerleute noch nie sein.

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Kerstin Schulz

Wenn man eine empirisch-linguistische Wortfeldanalyse der Beiträge und Wortmeldungen der Konferenz anhand von Häufigkeitsverteilungen benutzter Termini durchführen würde, dann gebe es ein Wortfeld, das mit weitem Abstand die Nase vorn hat: das Wortfeld ‚Wandel, Veränderung, Transformation‘. Steuerfunktionen müssen heute nicht mehr nur Altbekanntes verwalten, sondern vor allem Neues gestalten – diese Feststellung zog sich durch die beiden Konferenztage. Die Richtung dafür gab die Steuerchefin der Lufthansa, Kerstin Schulz, bereits im Eröffnungsvortrag mit dem Titel ,Tax Function of the Future‘ vor. Durch das Programm führten die Projektleiterin in der NWB-Akademie Claudia Wegener und JUVE-Chefredakteur Jörn Poppelbaum.

Sven Sistig

„Ich arbeite seit zehn Jahren so, warum soll ich mich jetzt ändern?“, sei eine Frage, so Schulz, auf die Steuerfunktionen heute klare und überzeugende Antworten finden müssen. Stakeholder über das ganze Unternehmen hinweg mitzunehmen sei essenziell, damit Veränderungsprozesse erfolgreich durchgeführt werden können, betonte nicht nur die Lufthansa-Steuerchefin. Welchen kommunikativen Schwierigkeiten Steuerfunktionen in Start- und Scale-ups gegenüberstehen, verdeutlichten Janet Bendler und Sven Sistig. Bendler ist Head of Tax bei Tier Mobility, Sistig war bis zum Sommer Steuerchef von About You und leitet jetzt die Tax Compliance bei Eclear. Häufig gehe es darum, überhaupt Verständnis für eine frühzeitige und strukturierte Aufarbeitung und Aufbereitung steuerlicher Themen zu schaffen.

Stephanie Henseler

Digitalisierung und Tax Tech können dabei helfen, Transparenz zu schaffen, sind aber auch kein Selbstläufer. So sehen die Teilnehmenden der Konferenz überwiegend den Grund für das Scheitern von SAP S/4Hana-Projekten nicht in technischen Fragen, sondern bei mangelndem Change-Management und ungenügender Prozesskenntnis. Mit SAP S/4Hana befassten sich Greenfield-Gründerin Stephanie Henseler und Henning Meyer, Head of Tax bei der CEWE-Stiftung, in einer von acht Round-Table-Sessions.

Bei diesen Sessions arbeiteten Teilnehmende und Referierende kritische Themen im Format eines interaktiven Workshops heraus. Die Verantwortung dafür, Veränderungsprozesse ungenügend zu begleiten, sieht Henseler dabei nicht nur in der Beratungsbranche. Bei Pitches strichen Unternehmen gerne zuerst Beratungsangebote zum Change-Management. Nicht zu ermitteln und aufzubereiten, wer wirklich einen Transformationsprozess mittrage und wer vielleicht erst noch überzeugt und mitgenommen werden müsse, führe aber im Nachhinein zu deutlich mehr Kosten und Verwicklungen, wie Teilnehmende betonten.

Mathias Hildebrandt

Daher belegte den zweiten Platz der meistverwendeten Wortfelder bei der Konferenz das Wortfeld ,Kommunikation, Austausch, Verständigung‘. Die Round-Table-Session von Dr. Mathias Hildebrandt, Leiter Steuern bei Enpal, zeigte das schon im Titel: ‚Effiziente Kommunikation und Prozessoptimierung in der Steuerabteilung‘. Steuerfunktionen müssten nicht nur den Wandel gestalten, sie müssten auch raus aus dem stillen Kämmerlein und sich in den eigenen Unternehmen zu Wort melden. So brach der Director für HR-Tax bei Siemens, Frank Bub, leidenschaftlich eine Lanze für die Lohnsteuer. ,Von der Lohnsteuer lernen‘ war die Quintessenz eines Round Tables, den Bub zusammen mit Ralph Schmieder, Head of Tax Solutions bei Dienstleister dccs, hielt. Denn, so Bub, kaum ein anderes steuerliches Thema werde und müsse so umfänglich digital und prozessorientiert angepackt werden. Allerdings gebe es auch Kritikpunkte: die Aufhängung der Lohnsteuer in Unternehmen bei HR statt im Steuerbereich beispielsweise.

Stefan Groß

Welche neuen Möglichkeiten generative KI-Lösungen in der Aufbereitung von steuerlichem Wissen bieten, stellte Stefan Groß, Partner von Peters Schönberger & Partner in einer Round-Table-Session vor. Alexander Vetten, Leiter der Global Compliance & Reporting von Ernst & Young (EY), präsentierte eine aktuelle Studie von EY zur Aufstellung der Steuerfunktionen in Deutschland und lud die Teilnehmenden zum Mitmachen ein. Kristiina Coenen (Deloitte) und Christoph Schneider (Voith) erörterten zusammen die Schwierigkeiten und Komplexitäten transformatorischer Neuerungen in der Steuerfunktion. Coenen leitet bei der Big-Four-Gesellschaft Deloitte ‚The Garage for Tax & Legal‘, die als Think-Tank und Workbench digitale Transformationskonzepte und -lösungen für Steuer- und Rechtsabteilungen entwickeln und umsetzen soll. Weitere Sessions beschäftigten sich mit dem Umsatzsteuermanagement oder dem Tax Ledger. Die Liste der Beitragenden reichte von Beratungsgrößen wie Deloitte und EY bis zu spezialisierten Dienstleistern wie Horváth und Vertex. Neben Kommunikation, Veränderung und Tax Tech standen die Themen Tax Compliance Management und Betriebsprüfungsmanagement auf der Agenda der Veranstaltung – mit zwei Vorträgen von Juliane Port von der Deutschen Bahn und Jan Burgahn von Herrenknecht.

Monika Wünnemann

Abgerundet wurde die Konferenz von zwei Podiumsdiskussionen zu den Themen Fachkräftemangel, eingeleitet von einem Vortrag von Prof. Dr. Thomas Eisgruber von der Hochschule Stralsund, und der Rolle von Steuerabteilungen als Wertentwickler in Unternehmen. Hier diskutierten u.a. Dominik Wellmann, Head of Tax National und Tax Transformation bei Mercedes-Benz, Dr. Monika Wünnemann, Head of Tax beim BDI, Svetlana Schiel, Director Tax bei Autodoc, Klaus Nuyken, Head of Tax Deutsche Funkturm und der Umsatzsteuerchef von Ernst & Young, André Hengst.

Die nächste Tax Operations Konferenz wird im Oktober 2024 in Potsdam stattfinden.

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