Was sind die drei Steuerarten, die Sie aktuell am meisten beschäftigen?
Angesichts des internationalen Umfelds, insbesondere seit 2015 und der Herausgabe der BEPS-Richtlinien, ist die Verrechnungspreisgestaltung der Hauptbereich, auf den sich Steuerfachleute heutzutage konzentrieren müssen. Steuerprüfungen, Beziehungen zu Steuerbehörden und die Antizipation des sich verändernden internationalen Steuerumfelds erfordern ebenfalls viel Aufmerksamkeit.
Was sind Ihre Erfahrungen mit internationaler Streitbeilegung und -vermeidung?
Während meiner beruflichen Laufbahn habe ich viele Steuerprüfungen in verschiedenen Ländern erlebt. Normalerweise gelingt es mir, mit den Steuerbehörden eine Lösung zu finden, bevor ich zu Gericht gehe. Aber falls erforderlich, zögere ich nicht, vor Gericht zu ziehen – wenn ich meine Argumente für stichhaltig halte. Bei Verrechnungspreisen wende ich auch das Verständigungsverfahren an, insbesondere im EU-Kontext.
Ist Pillar II für Ihr Unternehmen relevant und wie positionieren Sie sich dort aktuell? Sehen Sie sich eher als First Mover oder Follower?
Ja, Pillar II ist für uns relevant. Wir arbeiten daran, die Auswirkungen auf unser Unternehmen einzuschätzen und haben auch an mehreren Arbeitsgruppen in Frankreich teilgenommen.
Wie begegnen Sie dem Fachkräftemangel?
Wir haben in unserem Steuerteam Spezialisten für direkte/indirekte Steuern und Verrechnungspreise. Bei bestimmten Themen mandatieren wir Steuerberater zur Unterstützung ein, zunächst erledigen wir die Arbeit aber intern.
Dieses Jahr findet der IFA-Kongress in Deutschland statt – was ist Ihre Sicht auf das deutsche Steuerrecht und welche Erfahrungen haben Sie mit dem deutschen Steuersystem gesammelt?
Das deutsche Steuersystem ist aus verrechnungspreis- und steuerrechtlicher Sicht gut strukturiert. Deutschland war eines der ersten Länder, das spezifische Vorschriften zur Unternehmensumstrukturierung erlassen hat. Das zeigt, dass steuerliche Aspekte sehr streng untersucht und unterstützt werden.
Das Interview ist Teil einer Serie und entstand in nicht-kommerzieller Kooperation mit Win@Ifa, der Frauenorganisation der International Fiscal Association. Die International Fiscal Association (Ifa) ist eine neutrale, unabhängige, nicht lobbyistische Organisation. Zweck der Ifa ist das Studium und die Förderung des internationalen und des vergleichenden Steuerrechts. Die Ifa verwirklicht ihren Zweck durch wissenschaftliche Forschung, die Veranstaltung von Kongressen und Seminaren und die Herausgabe von Studien. Derzeit gehören der Ifa weltweit mehr als 11.000 Mitglieder an, sowohl natürliche Personen als auch Unternehmen. In diesem Jahr findet der Ifa-Kongress Anfang September in Berlin statt.
Das Women in Ifa Network (Win) ist ein Netzwerk von Frauen innerhalb der Ifa, die im internationalen Steuerbereich tätig sind. Win Global und Win Germany fördern den fachlichen Austausch durch das Win Seminar und Win in Conversation und führen kulturelle Veranstaltungen durch, zum Beispiel die Win Reception, das Win Luncheon und die Win Lounge.
Übersetzung des englischen Originalinterviews: Catrin Behlau
Please find the English Version here.