Drei Fragen am Rande

Prägender Rat, morgentlicher Sauerstoff und ein Hoch auf Teamarbeit

Dr. Anette Kugelmüller-Pugh (53) ist Richterin am Bundesfinanzhof (BFH). Dort gehört sie dem II. Senat an, der sich v.a. mit Einheitsbewertung, Grunderwerbsteuer sowie Erbschaft- und Schenkungsteuer befasst. Im Januar 2025 wurde sie zudem zur Pressesprecherin des BFH bestellt.

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Gibt es eine Person oder ein Ereignis, das Ihren beruflichen Werdegang besonders geprägt hat?
Ja, die Person gibt es: Prof. Dr. Klaus Offerhaus, der ehemalige Präsident des Bundesfinanzhofs und mein Doktorvater, der leider in 2019 verstorben ist. Er war nicht nur eine Koryphäe im Steuerrecht, sondern eine allumfassend prägende Persönlichkeit. Was mich bei ihm immer am meisten beeindruckt hat, war, dass er steuerrechtlich hoch komplexe Sachverhalte auf eine verständliche Ebene „herunterbrechen“ und einen Fall jedermann/jederfrau mit einfachen Worten erklären konnte. Seine gewissenhafte und zugleich ausgeglichene Art hat für mich Vorbildfunktion entfaltet. Als „Chef“ hier im Bundesfinanzhof war er bei den Mitarbeitern (richterlich und nichtrichterlich) sehr beliebt, weil er immer ein offenes Ohr hatte und Kolleginnen und Kollegen mit Respekt und Toleranz behandelt hat. Ich konnte nicht nur in der Zeit der Erstellung der Doktorarbeit an der juristischen Fakultät der Universität Augsburg viel von ihm lernen, sondern er hat mir in 2006 auch zugesprochen, mich für eine Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bundesfinanzhof zu bewerben. Auf diese Weise habe ich die Gelegenheit erhalten, über die vierjährige Abordnung in zwei Senaten produktiv mitzuarbeiten, was sicherlich für die Wahl zur Bundesrichterin im Jahr 2016 nicht schädlich war. Schließlich hat mir Prof. Offerhaus immer ans Herz gelegt, mich einmal um die Pressesprechertätigkeit am Bundesfinanzhof zu bewerben. Deshalb freue ich mich umso mehr, dass es im Januar dieses Jahres geklappt hat.

Gibt es ein Hobby, das Ihnen hilft, den Kopf frei zu bekommen?
Da ich Frühaufsteherin und Morgenmensch bin, gehe ich gerne vor einem Arbeitstag joggen. Der frische Sauerstoff belebt mein Gehirn und hilft mir, klarer und schneller denken zu können. Gerne reflektiere ich dabei über anstehende Fälle und finde in der stillen Abwägung aller Argumente des Öfteren den Lösungsweg. Außerdem spiele ich seit Kindheitstagen mit Leidenschaft Golf, da mein Vater Golflehrer war und ich mich damals der Familie einfach anschließen musste. Dieser Sport ist technisch sehr anspruchsvoll und fordert 100 Prozent Konzentration auf das Hier und Jetzt. Wie bei jeder Einzel-Sportart ist man allein verantwortlich und hat als Gegner nur den Platz und sich selbst. Man muss also vollständig fokussiert sein, sodass steuerrechtliche Gedanken sich in dieser Zeit gar nicht einschleichen können.

Welche Werte sind Ihnen in Ihrer Arbeit besonders wichtig?
Nach 14 Jahren rein richterlicher Tätigkeit, bei der man für die Fallbearbeitung viel Zeit allein „im stillen Kämmerlein“ zubringt, habe ich seit der Übernahme der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Bundesfinanzhof das Privileg, für diesen Bereich meiner Tätigkeit wieder in einem Team zu arbeiten. Eine solche Betätigung kenne ich aus meiner Zeit in der Bayerischen Finanzverwaltung und habe sie damals schon sehr geschätzt. Meine jetzigen Kolleginnen und Kollegen im Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verfügen alle über äußerst fundiertes Wissen und Erfahrung in diesem Bereich und geleiten mich auf professionelle Weise durch die vielen anstehenden Projekte. „Vier Augen sehen im Zweifel mehr als zwei“ und „Mehr Köpfe sind produktiver als einer“ – gegenseitige Wertschätzung und Unterstützung, Vertrauen und auch das Füreinander Dasein und Einstehen sind Werte, die ich in diesem Umfeld zu leben versuche. Und auch wenn es stressvolle Momente gibt, in denen es gleich zu reagieren gilt, sollte man sich immer einen kurzen Augenblick besinnen und sich bedacht die weitere Vorgehensweise überlegen. Schließlich hat jeder Mensch seine besonderen Stärken. Diese gilt es zu betonen und sich im Team nützlich zu machen. Das schafft nach meiner Erfahrung die notwendige Motivation und führt zu den besten Ergebnissen.

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