Wie haben Sie Ihren Weg ins Steuerrecht und die Wirtschaftsprüfung gefunden?
Als Diplom-Informatiker Univ. war die Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsbranche für mich zunächst sehr weit entfernt. Während meines Studiums hatte ich keinerlei Berührungspunkte mit Firmen aus diesem Bereich – eher mit den großen Namen wie Microsoft, Google und SAP. Doch das Schicksal hatte andere Pläne für mich.
Kurz bevor ich meinen ersten Arbeitsvertrag von einer Bank unterschreiben wollte, traf ich den Studienfreund meines Vaters, der viele Jahre als Audit-Partner bei KPMG tätig war. Bei einem Besuch erzählte er mir von seiner spannenden Arbeit und empfahl mir, die KPMG Niederlassung in München zu besuchen und im Foyer ein paar Flyer zu den Beratungsprodukten der KPMG zu holen. Mit etwas Glück stieß ich auch auf eine Stellenausschreibung, die gerade mal zwei Zeilen lang war – es werde ein Informatiker für Tax Technology gesucht – mehr nicht.
Ich bewarb mich, wurde genommen und merkte schnell, dass ich als Technologe nicht dieselbe Sprache wie ein Steuerberater sprach. Also entschied ich mich für ein Zweitstudium der Wirtschaftsinformatik, um die Lücke zu schließen.
Ein weiterer Glücksfall war, dass ich meine Frau bei der KPMG kennenlernte und bei der Vorbereitung auf ihr Steuerberaterexamen als interessierter und geduldiger Zuhörer begleiten durfte. So konnte ich meinen „Steuersprech“ weiter verfeinern. Es war mir stets ein Anliegen, thematische Welten wie Steuerrecht und Informatik zu verbinden und als Vermittler zwischen diesen zu fungieren. Daher bin ich sehr froh, dass ich nicht den typischen Weg eines Informatikers eingeschlagen habe und in einer Entwicklungsabteilung verblieben bin.
Was bedeutet „Work-Life-Balance“ für Sie persönlich?
Der amerikanische Manager Jack Welch sagte einst, dass es so etwas wie Work-Life-Balance nicht gäbe. Vielmehr gäbe es Work-Life-Entscheidungen, die jeder Einzelne für sich trifft, woraus sich Konsequenzen ergeben. Ich finde die Aussage hat etwas; es erscheint schwierig, Arbeit und Privatleben gegeneinander aufzuwiegen, voneinander zu trennen oder als Gegensätze zu betrachten.
Work-Life-Balance ist für mich eher ein Kompromiss als eine Lösung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist in jeder Position nicht einfach, aber als Führungskraft auf Partnerlevel eben eine schwierige Sache. Meines Erachtens ist es nicht zielführend, sich in beruflichen oder privaten Hochlastphasen an eine imaginäre Balance zu klammern, die eben oftmals keiner der beiden Seiten gerecht wird.
Daher versuche ich das Thema ganzheitlich zu betrachten und das bedeutet für mich, dass ich in bestimmten Situationen bewusst eine Entscheidung für die eine Seite oder die andere Seite treffe. Diese Entscheidung nehme ich ernst, setze sie mit voller Überzeugung und Konsequenz um. Konsequenz bedeutet dann auch, wenn ich eine Entscheidung für das Privatleben treffe, bin ich in der Zeit nicht erreichbar und zu 100% bei der Sache. Fokus bringt Zufriedenheit und Klarheit. Nur durch gezielte Konzentration auf die jeweilige Situation können wir echte Erfüllung und Erfolg in beiden Bereichen – Arbeit und Leben – erreichen.
Diese Herangehensweise funktioniert für mich sehr gut und hält die Leidenschaft in beiden Welten aufrecht, ist aber sicher nicht für jeden Lebensstil als Blaupause geeignet.
Gibt es ein Ereignis, das Ihren beruflichen Werdegang besonders geprägt hat?
Meine Elternzeit hat mich aus dem „Trott“ der Big Four herausgebracht und mir die Möglichkeit gegeben, mit Abstand auf meine Erfahrungen, Fähigkeiten und vor allem Potenziale zu blicken. In dieser Zeit traf ich die bedeutende Entscheidung, die Big Four zu verlassen und zu Forvis Mazars zu wechseln, um dort Tax Technology & Transformation aufzubauen.
Diese Entscheidung war nicht leicht, da es eine große Herausforderung darstellte, die vertraute Umgebung der Big Four zu verlassen und in eine neue, aufstrebende Gesellschaft zu wechseln. Besonders erschwert wurde diese Entscheidung durch meine neue Rolle als Vater, die meine Prioritäten und Verantwortlichkeiten stark verändert hatte. Die Balance zwischen beruflichen Ambitionen und familiären Verpflichtungen zu finden, war eine anspruchsvolle Aufgabe. Dennoch war es eine der besten Entscheidungen meines Lebens.