Wie haben Sie Ihren Weg in das Steuerrecht gefunden?
Das war bei mir eher zufällig. Ich hatte ein gutes erstes Staatsexamen, jedoch keinen wirklichen Plan. Parallel zum Referendariat war ich in Nebentätigkeit bei einem klassischen kleinen Anwalt. Für Hundebiss- und Nachbarschaftsstreitfälle konnte ich mich aber nicht begeistern. Dann stieß ich auf einen Aushang, mit dem eine Großkanzlei Referendare fürs Steuerrecht suchte. Das fand ich interessant, weil ich zahlenaffin bin und auch mit damals nur rudimentären Kenntnissen des Steuerrechts erwartete, dass Hunde und Nachbarn dort keine zentrale Rolle spielen. Nach dem Bewerbungsgespräch teilte mir der Partner mit, dass er mich nicht brauchen könne, weil ich keine Ahnung vom Steuerrecht habe, was scharf beobachtet war. Am Nachmittag hatte er es sich anders überlegt und wollte es doch mit mir versuchen. Wir haben dann 21 Jahre zusammengearbeitet. Bei mir hat diese Form des Karriereeinstiegs gut funktioniert. Jüngeren Kolleginnen und Kollegen rate ich dennoch, etwas strategischer vorzugehen.
Was ist für Sie das Wichtigste im beruflichen Umgang mit Mandanten?
Unsere Mandanten sind zwar meist große Unternehmen oder Finanzinvestoren, die Entscheidungen werden aber immer von Menschen getroffen. Es ist wichtig, dass man sich das als Berater immer vergegenwärtigt. Oft hilft es, sich in die Position des Entscheidungsträgers beim Mandanten zu versetzen und zu überlegt, ob unsere Beratung hilfreich wäre, wenn man an seiner Stelle wäre. Das führt dann zu weniger nebulösen Aussagen und manchmal auch dazu, sehr deutlich von einer geplanten Maßnahme abzuraten. Viele meiner langjährigen Mandatsbeziehungen haben ihren Ursprung in einem klaren „Nein“ zur richtigen Zeit.
Gibt es ein Hobby, das Ihnen hilft, den Kopf frei zu bekommen?
Ich fahre gerne Rad. Radfahren ist ein super Ausgleich und hier bekomme ich den Kopf am besten frei. Als Individualsport kann man sich die Einheiten auch so legen, dass sie zum Familien- und Arbeitsleben passen. Dass meine Frau auch gut und gerne Rad fährt, hilft natürlich. 2019 haben wir als Viererteam (vier Freunde – zwei Anwälte und zwei Radprofis) am Race Across America teilgenommen, ein Radrennen über ca. 5.000 Kilometer, das von Oceanside an der Westküste (nördlich von San Diego) bis nach Annapolis an der Ostküste (nahe Washington D.C.) der USA führt. Nach sechs Tagen und einer Stunde waren wir im Ziel, als zweites von insgesamt 19 Viererteams. Wir waren durchaus sportlich ambitioniert, aber unsere wichtigsten Ziele waren Spaß zu haben und nicht nur als gute Freunde zu starten, sondern auch als solche anzukommen. Beides ist uns gut gelungen.