Drei Fragen am Rande

Gipfelbier, Mensch und Maschine und der Blick über den Tellerrand

Dr. Ingmar Dörr (48) ist German Head of Tax und Leiter der Münchner Steuerpraxis bei Hogan Lovells. Zu den Schwerpunkten seiner Arbeit zählen Steuer- und Bilanzrecht, Private-Equity-Transaktionen sowie Compliance-Themen. Bevor er 2002 zu Hogan Lovells stieß, durchlief der Rechtsanwalt und Steuerberater Stationen bei Deloitte und Linklaters und war im Rahmen seiner Promotion am Max-Planck-Institut in München tätig.

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Wie gestalten Sie Ihre Freizeit, um Energie für den Berufsalltag zu tanken?

Meine Familie ist meine Energiequelle. Freizeit ist bei uns Familienzeit, und das merkt man spätestens dann, wenn meine Frau und ich am Wochenende wie ambitionierte Trainerlegenden an der Seitenlinie stehen. Auf Münchens Fußballplätzen feuern wir unsere beiden Söhne an, als wären sie gerade beim Champions-League-Finale – mit allem, was dazugehört: taktischen Zwischenrufen, Power-Riegeln und gelegentlich Abseitsdiskussionen mit anderen Eltern.
So oft wie möglich, zieht es uns ins alpine Familienparadies: unsere kleine Hütte in den Tiroler Bergen. Dort tausche ich Laptop gegen Rucksack und Konferenzräume gegen Kuhwiesen. Der Aufstieg etwa zum Wildseeloder bringt mich zwar regelmäßig ins Schwitzen (und manchmal ins Fluchen), aber spätestens auf der Alm wartet zur Belohnung: frische Bergluft, deftige Brotzeit und ein Gipfelbier, das jeden Wellness-Drink alt aussehen lässt.

Glauben Sie, dass bestimmte Aufgaben in Ihrem Bereich bald von KI übernommen werden könnten?

Ja, ich bin überzeugt, dass bestimmte Aufgaben im steuerberatenden Bereich zunehmend durch KI übernommen werden können – und teilweise bereits werden. Mein Team und ich nutzen z.B. die hilfreichen Tools unserer kanzleieigenen Legal Tech Einheit Eltemate. Werden wir als Berater dadurch überflüssig? Auf keinen Fall! Ich sehe KI vor allem als unterstützendes Werkzeug. Die Überprüfung von Fakten, die steuerliche Bewertung komplexer Sachverhalte, die Analyse KI-generierter Ergebnisse, die strategische Gestaltungsberatung und die persönliche Mandantenbeziehung bleiben nach wie vor Aufgaben, die menschliche Expertise und Fingerspitzengefühl erfordern. Die Zukunft liegt meiner Meinung nach in einem intelligenten Zusammenspiel von Mensch und Maschine – und darin, neue Beratungsansätze zu entwickeln, die beide Stärken gezielt nutzen.

Was ist das Spannendste oder Denkwürdigste, das Ihnen bisher in Ihrem Berufsalltag passiert ist?

Da könnte ich einiges erzählen – besonders spannend wird es immer dann, wenn man den Kanzleischreibtisch verlässt und direkt vor Ort Einblicke in das Geschäft des Mandanten erhält. So durfte ich im Rahmen eines M&A-Prozesses eine Arzneimittel-Produktionsstraße besichtigen, mir bei anderen Mandanten eine Kernfusions-Testanlage erklären lassen bzw. die Fertigung eines Flugzeugtriebwerks erleben. Auch der Einsatz für einen Automobilzulieferer bei einer Zollabfertigung im Cargo-Bereich des Frankfurter Flughafens während der Corona-Pandemie war nicht alltäglich. Solche Erfahrungen öffnen den Blick über den oft sehr eng gefassten steuerrechtlichen Tellerrand hinaus.
Ebenfalls gerne denke ich zurück an die Beratung eines Fußballprofis vor seinem Wechsel ins Ausland. Der Anruf eines befreundeten Schweizer Kollegen erreichte mich an einem Samstagnachmittag. Was folgte, war ein intensiver Beratungsprozess zu steuerlichen Fragestellungen rund um mögliche Wechseloptionen nach Saudi-Arabien, Russland, Frankreich und Italien. Dank unseres internationalen Netzwerks konnten wir rasch die nötigen Informationen zusammentragen. Die Wahl fiel schließlich auf Italien – und es war schon etwas Besonderes, an einem Transfer mitgewirkt zu haben, über den später auch in den Medien ausführlich berichtet wurde.

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