Personalberater im Gespräch

Hellmuth Wolf: „Immer weniger Berater wollen einen Business Case erfüllen“

Das Prinzip Partnerschaft ist für viele Berater heutzutage keine Alternative mehr. Das zumindest meint Hellmuth Wolf, Personalberater und Managing-Partner bei Signium in Düsseldorf. Ein Gespräch über die zunehmende Attraktivität der Industrie sowie mögliche Lösungen für Beratungsgesellschaften.

Teilen Sie unseren Beitrag

JUVE Steuermarkt: Die Partnerschaft hat Ihrer Meinung nach an Attraktivität eingebüßt. Wieso?
Hellmuth Wolf:
Noch vor zehn Jahren sind Hochschulabgänger vor allem mit dem Ziel Partner zu werden in die Beratung gegangen. Auf der anderen Seite kannten Rechtsanwaltskanzleien sowie Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften oft nur das ‚Up-or-out‘-Prinzip. Beides hat sich verändert. Heute müssen einige Nachwuchskräfte schon motiviert werden, um überhaupt ein Berufsexamina wie den Steuerberatertitel abzulegen. Manche gehen zunehmend in die Industrie – auch wegen Themen wie Work-Life-Balance.

Und die Beratungshäuser?
Die haben reagiert und zum Teil zwei- bis dreistufige Partnermodelle mit Salaried-Partnern oder Counseln eingeführt. Es gibt Führungskräfte, die über zehn Jahre Berufserfahrung verfügen, aber keine Neigung verspüren, unternehmerisch tätig zu werden. Ich merke in den Gesprächen sehr oft: Es gibt zunehmend Kandidaten, die auf fachlich hohem Niveau arbeiten, aber nicht mehr den Druck haben wollen, einen Business Case zu erfüllen. Nach innen gerichtet ist das zumindest so, auf der Visitenkarte steht dann ja trotzdem oft der Partner drauf.

Ist das nicht Etikettenschwindel, etwa gegenüber den Mandanten?
Man kann in den Partnerschaftsregistern nachschauen, wer die an der Partnerschaft beteiligten Partner nebst Vertretungsbefugnis sind.  Für manche Beraterinnen und Berater selbst ist es wichtig, diesen Titel auch nach außen hin tragen zu können. Die meisten Mandanten wiederum fragen in der Regel nicht nach, ob jemand ‚wirklich‘ Equity-Partner ist oder nicht. Umgekehrt gilt trotzdem: Wenn der Partnertitel auf der Visitenkarte steht, dann hat das durchaus einen Einfluss auf das Verhältnis zu den Mandanten.

Nehmen wir die Big Four. Sind die meisten Partner dort nicht ohnehin eher leitende Angestellte?
Nein, die sind tatsächlich Partner. Aber natürlich ist Ihr Einfluss geringer, wenn Sie einer von vielleicht 400 Partnern sind. Die strategischen und operativen Entscheidungen treffen dann überwiegend ein übergeordnetes Gremium wie der Vorstand oder die Geschäftsführung. Das ist in Wirtschaftskanzleien oder auch Next-Ten-Gesellschaften durchaus anders. Dort sind Sie vielleicht einer von 40-50 Equity-Partnern, da hat das Unternehmerische mehr Gewicht. Aber die Partnermodelle sind insgesamt sehr unterschiedlich. Generell gilt: Je egalitärer die Gesellschafterstruktur einer Einheit ist, desto höher ist oft der interne Abstimmungsbedarf der Equity-Partner, um zu Entscheidungen zu kommen. Das kann auch mal anstrengend sein.

Viele Berater erzählen mittlerweile hinter vorgehaltener Hand, dass die doch recht große finanzielle Verpflichtung einer gesellschaftsrechtlichen Beteiligung für viele ein Hemmschuh ist, überhaupt noch Partner zu werden. ‚Naked in – naked out‘ ist doch aber ohnehin mittlerweile der Standard?
Dahin geht der Trend. Es gibt nach wie vor viele Berufsträger, die gerne richtige Equity-Partner werden, aber keine Million Euro mehr auf den Tisch legen wollen. Auch 200.000 Euro kann im Einzelfall eine Hürde sein. Und dieser Trend setzt sich immer mehr durch – von den großen zu den kleineren Gesellschaften. Zuletzt hatte ich eine Kanzlei beraten, da wollte der scheidende Gesellschafter gerne 800.000 Euro für seine Anteile, weil er in etwa diese Summe bei seinem Einstieg bezahlt hatte. Wir haben einen Nachfolger und einen Weg gefunden, mit dem alle Beteiligten zufrieden waren, auch wenn nach den Vorgesprächen mit mir einige Kandidaten aus diesem Grund abgesagt haben.

Die Gesellschaften werden immer größer – auch die Partnerschaften, ob nun Equity oder nicht. Wenn niemand mehr Einlagen zahlen will, sind dann nicht eher Modelle wie etwa das von WTS die Zukunft?
Ich kenne das Modell von WTS zu wenig, um hier eine treffsichere Aussage zu machen. Es gibt aber Beispiele von Beratungshäusern, bei denen einzelne Familien das Gros der Anteile halten. Die Partner halten – wenn sie denn Gesellschafter sind – auch dort nur einen sehr kleinen Teil. Unabhängig davon wird nach meiner Einschätzung das ‚Naked in – naked out‘-Modell weiter an Bedeutung gewinnen, das in der Regel eine kleinere Einlage von Seiten der Equity-Partner erfordert, die man beim Ausscheiden wieder zurückbekommt.

Wie geht man mit sogenannten Nicht-Berufsträgern um? Ein Informatiker, der zunehmend wichtiger wird, kann in einer Wirtschaftskanzlei oder Prüfungsgesellschaft kein Partner werden. Trotzdem muss man diesen doch auch Alternativen aufzeigen.
Für diese Gesellschaften ist dies sicherlich ein Trend, der aber noch nicht so entscheidend ist. Die Mitarbeiter, die sich etwa als Informatiker im Tax-Tech-Bereich bewegen, sind häufig noch recht jung. Man wird sich dort in den kommenden Jahren aber Gedanken machen müssen, das ist richtig. Da das Berufsrecht sich vermutlich nicht ändern wird, und nur Anwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Gesellschafter in besagten Einheiten werden können, müssen diese entsprechend neue Gesellschaften für Nicht-Berufsträger gründen, um echte Teilhabe zu ermöglichen. Große Gesellschaften haben auch bereits in Digitalisierung oder KI investiert und Zukäufe getätigt oder Tochterunternehmen gegründet. Das wird sich fortsetzen.

Artikel teilen

Gerne dürfen Sie unseren Artikel auf Ihrer Website und/oder auf Social Media zitieren und mit unserem Originaltext verlinken. Der Teaser auf Ihrer Seite darf die Überschrift und den ersten Absatz des Haupttextes enthalten. Weitere Rahmenbedingungen der Nutzung unserer Inhalte auf Ihrer Website entnehmen Sie bitte den AGB.

Für die Übernahme von Artikeln in Pressespiegel erhalten Sie die erforderlichen Nutzungsrechte über die PMG Presse-Monitor GmbH, Berlin. Telefon: 030/284930 oder www.presse-monitor.de.