Kommentar

Wenn der Geldsack die Unabhängigkeit küsst

Die Nachricht klingt verlockend: WTS holt sich den schwedischen Private-Equity-Giganten EQT ins Boot und träumt vom Aufstieg in die Champions League der Steuerberatung. Ein mutiger Schritt – oder der Ausverkauf einer Profession, die eigentlich auf Unabhängigkeit gebaut ist?

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WTS-Chef Esterer und EQT-Partner Wittkowski betonen, dass das Wachstumspotenzial in der Kombination von Beratung und Technologie liegt. Das klingt modern und vielversprechend, aber auch wie ein Versuch, die Investoren mit Technologie-Buzzwords zu besänftigen. Schließlich ist Wachstum ohne Rückgrat nur heiße Luft. Die Frage bleibt: Kann WTS mit EQT im Rücken wirklich die Big Four herausfordern, ohne sich ihrer Prinzipien zu entledigen?

Während Esterer von einem „europäischen Champion mit globaler Reichweite“ träumt, fragt sich der kritische Beobachter, ob die Mandanten nicht bald auf der Strecke bleiben. Wessen Interessen werden letztlich in den Vordergrund rücken – die der Kunden oder die der Renditejäger? Die vage Antwort auf die Frage nach der Strukturierung der Investition lässt zudem viel Raum für Spekulationen. Gibt es unangenehme Details dieser Vereinbarung?

EQT verspricht Treue und Exklusivität. Aber wie lange bleibt diese Liaison monogam, wenn der nächste lukrative Deal lockt? Für WTS steht viel auf dem Spiel. Und dies betrifft ja nicht nur WTS: Steuerberater sind als Organ der Rechtspflege unabhängig. Noch zeigt das Berufsrecht Hochzeiten wie der von WTS und EQT klare Grenzen auf. Was bleibt ist trotzdem ein fader Beigeschmack: Der Aufstieg in die Champions League der Steuerberatung könnte schnell zum Ausverkauf der eigenen Werte mutieren – für WTS und viele andere.

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