JUVE Steuermarkt: Herr Petersen, Sie sind seit einem dreiviertel Jahr bei Alvarez & Marsal Deutschland (A&M). Bei Deloitte waren Sie Teil eines großen Teams. Wie lebt es sich jetzt als Einzelkämpfer?
Clemens Petersen: In der Tat habe ich als Einzelkämpfer im Steuerbereich begonnen. Mittlerweile sind wir allerdings knapp 20 Beraterinnen und Berater im Team – an den Standorten München, Frankfurt, Düsseldorf und Hamburg.
Aber es handelt sich dabei doch nicht ausschließlich um Transaktionsexperten?
Das ist richtig. Wir haben in den vergangenen Monaten intensiv daran gearbeitet, unser Angebot zu erweitern, sodass wir mittlerweile eine umfassende Steuerberatung in Deutschland anbieten können. Neben M&A Tax haben wir Experten für Umsatzsteuern, Private Clients, Funds Compliance, also die Deklaration für Fonds, Verrechnungspreise und Konzernsteuern im Team.
Respekt! Alle ächzen unter dem Fachkräftemangel. Und Sie haben es geschafft, gut zwei Dutzend Berater aus unterschiedlichen Disziplinen nach nicht einmal einem Jahr um sich zu versammeln. Wie lautet ihre Erfolgsformel?
Ich hatte und habe den Vorteil, eine gute Geschichte erzählen zu können. Das Wachstum in der Steuerberatung spricht sich rum, wir sind ausgelastet, man kann gut verdienen, aber eben auch mitgestalten. Das hat ein wenig was von einem Start-up, weil wir in der Steuerberatung ja noch am Anfang stehen. Gleichzeitig hat A&M weltweit 9.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und allein in Deutschland gut 300 Berater im Finance-Bereich. Das bietet Sicherheit und kontinuierliches Geschäft.
M&A-Transaktionen bleiben aber der Schwerpunkt?
Sicherlich bleibt ein Hauptaugenmerk auf Transaktionen. Da kommen sowohl A&M als auch ich her. Unser Ziel ist es allerdings, ein holistisches Angebot zu schaffen, das weit über M&A-Transaktionen hinausgeht und Unternehmen in allen steuerlichen Fragen unterstützt.
A&M wird also direkte Wettbewerberin von Big Four und Co.?
Absolut! Wir treten voll in den Wettbewerb ein und setzen dabei auf unsere Stärken. Wir sind schnell, dynamisch und verfügen über ein internationales Netzwerk. Wir möchten weiterwachsen und unsere Präsenz in Deutschland weiter stärken. Unsere Standorte in Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt und München sollen weiter ausgebaut werden – auch und vor allem in Spezialbereichen wie Verrechnungspreise, Umsatzsteuern und Private Clients. Die Kolleginnen und Kollegen aus diesen Disziplinen sollen uns natürlich auch bei Transaktionen unterstützen, wo es notwendig ist. Steuerberatung wird auch bei Deals, Restrukturierungen und Carve-outs immer wichtiger. Aber sie sollen auch genuines Geschäft in ihren Bereichen aufbauen.
Hand aufs Herz, das klingt ziemlich ambitioniert.
Auf der einen Seite sicherlich. Auf der anderen Seite haben wir in kurzer Zeit viele gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für uns begeistern können. International ist A&M eine bekannte Marke, das können wir für uns auch hierzulande nutzen. Zudem haben wir einen Vorteil gegenüber den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften: Wir bieten keine Prüfung an. Konfliktthemen in der Beratung existieren praktisch nicht.
Leben Sie zurzeit denn vor allem vom Verweisgeschäft aus dem Ausland?
Nicht ausschließlich. Eigenes Geschäft zu generieren ist für unsere Ziele sehr wichtig. Aber natürlich bearbeiten wir auch das Inbound-Geschäft aus dem Netzwerk und beraten sowohl internationale Unternehmen als auch Private-Equity-Häuser. Deutsche Firmen gehören aber genauso zu unserem Mandantenstamm.