Doppelberufsträger Blusz und Steuerberater Hübner wechseln als Equity-Partner von der Mannheimer Anwaltskanzlei Rittershaus zu der noch jungen Private-Clients-Boutique um die beiden Gründungspartnerinnen Dr. Maren Gräfe und Dr. Claudia Klümpen-Neusel. Damit kann gkn die Anzahl seiner Partner verdoppeln und wächst auf insgesamt 15 Mitarbeitende. Zusammen mit Blusz und Hübner wechseln zwei Senior-Manager in Frankfurt und München. Mit dem Zugang des Teams eröffnet die Boutique neben München und Düsseldorf nun in Frankfurt ihr drittes Büro. Mit Blusz und Hübner verliert Rittershaus einen wesentlichen Teil seiner steuerzentrierten Private-Clients- und Nachfolgeberater.
Blusz und Hübner gehörten beide zeitweise dem Frankfurter Private-Clients-Team von Flick Gocke Schaumburg (FGS) um Prof. Dr. Andreas Söffing an. Über die steuerzentrierte Großkanzlei ergibt sich wiederum eine Verbindung zu ihrer neuen Kollegin Gräfe. Auch sie war zwischenzeitlich in der Einheit tätig und kennt Blusz aus diversen gemeinsamen Projekten.
Die Boutique gkn Gräfe Klümpen-Neusel ist in den zwei Jahren seit ihrer Gründung stark gewachsen. Gräfe und Klümpen-Neusel hatten sich zusammengeschlossen, um eine Spezialboutique für Private Clients inklusive digitalem Vermögensreporting anzubieten. Tätigkeiten eines Multi-Family-Offices einschließlich laufender steuerlicher Beratung, Deklaration und grenzüberschreitendem Tax Reporting sollten zusammengehen mit klassischer steuerjuristischer Nachfolgeberatung in Bezug auf Gesellschafts- und Erbrecht, Erbschafts- und Schenkungssteuer oder Stiftungsthemen. Genau dieser umfassende juristische und steuerberatende Ansatz scheint nun den Ausschlag beim Wechsel des Rittershaus-Teams um Blusz und Hübner gegeben zu haben.
Ein Dämpfer ist der Weggang von Blusz und Hübner daher für Bestrebungen bei Rittershaus, die steuerliche Beratung von vermögenden Privatpersonen auf breitere Füße zu stellen. Den Ansatz, in der steuerlichen Beratung von Private Clients nicht nur auf die rein steuerjuristische Gestaltung und Nachfolgeberatung zu setzen, brachten Blusz und Hübner von FGS mit. Die steuerzentrierte Großkanzlei vertritt seit Jahren die Maxime, laufende steuerliche Themen inklusive Steuerreporting in die Beratung vermögender Privatpersonen mit einzubeziehen. Dieser Ansatz konnte aber bei Rittershaus in der Tiefe nicht wirklich Fuß fassen. Die strategische Stärke der Private-Clients-Beratung bei Rittershaus liegt im mediationsanalogen Ansatz um die Praxisgruppenleiter Dr. Werner Born und Dr. Michael Kühn. Die tragenden Säulen sind dabei klassisch juristische Disziplinen. Laufende Steuerberatung wird dagegen bisher vor allem extern erledigt – unter anderem von der Heidelberger MDP-Gesellschaft Falk, mit der Rittershaus sogar ein Joint Venture unterhält.
Tax- und Vermögensreporting gewinnen an Bedeutung
Allerdings gewinnen in der steuerlichen Private-Clients-Beratung nicht nur laufende steuerliche Themen an Bedeutung, sondern auch technologische und prozessuale. Das zeigt sich im Aufstieg digitaler Lösungen zu Tax- und Vermögensreporting sowie Vermögenscontrolling. So hat die Münchner MDP-Kanzlei GKK Partners hat Anfang vergangenen Jahres zusammen mit dem ehemaligen Managing-Partner Franz Angermann von WTS eine Gesellschaft zum Vermögenscontrolling aufgesetzt. Die Düsseldorfer MDP-Kanzlei Dr. Ganteführer Marquardt & Partner hat Mitte letzten Jahres ebenfalls ein Multi-Family-Office gegründet mit dem gleichen Ziel des Angebots eines digitalen Vermögenscontrollings. Beide Gesellschaften verbunden diese Angebote mit der eigenen laufenden steuerlichen Beratung. Gemeinsam mit dem Schweizer Softwarehaus Noveras erarbeitet gkn eine digitale Tax-Reporting-Lösung an der Schnittstelle zum Vermögensreporting und -controlling.
Diese Entwicklung steht im Zusammenhang mit einigen Gesetzesnovellen der letzten Jahre: Die Erbschaftsteuerreform von 2016 hatte den Umgang mit schädlichem „Verwaltungsvermögen“ und steuerlich privilegiertem „Schonvermögen“ bei der Vererbung bzw. Schenkung von Unternehmen im Rahmen der Unternehmensnachfolge neu geregelt. Zudem ist zum Jahreswechsel 2021/22 die deutsche Regelung zur Wegzugsbesteuerung für privat gehaltene Gesellschaftsanteile neu gefasst worden. In der Folge werden zunehmend sehr komplexe betriebswirtschaftliche Berechnungen auf Basis von ERP-Systemen an der Schnittstelle zum Tax Reporting auch in der Nachfolgeberatung notwendig. Unternehmenssteuerspezialistin WTS unterhält dazu in Köln ein eigenes, spezialisiertes Corporate-Tax-Team unter dem Partner Ricardo Fischnaler.