JUVE Steuermarkt: Herr Schulte, die Kerngeschäftsführung von Solidaris besteht nun aus dem Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Jens Thomsen, dem Rechtsanwalt Dr. Axel Scherff und Ihnen. Zudem ist der Partnerkreis von 15 auf satte 29 Berufsträger angewachsen. Was sind die Hintergründe dieser Umstrukturierung?
Ulrich Schulte: Mit Dr. Rüdiger Fuchs ist zum Jahreswechsel der Gesellschafter und langjährige Sprecher der Geschäftsführung altersbedingt ausgeschieden. Im Zuge dessen gab es interne Überlegungen zur künftigen Aufstellung. Letztlich haben wir uns dafür entschieden, die Gesellschafter- und Management-Struktur für künftige Herausforderungen breiter aufzustellen. Jens Thomsen, Axel Scherff und ich übernehmen als Kerngeschäftsführung gemeinsam mit dem Geschäftsleitungskreis die operative Gesamtverantwortung. Und mit dem Partnerkreis können wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern langfristig weitere spannende Perspektiven bieten.
Wieso sind nicht alle Beratungsgebiete im erweiterten Partnerkreis vertreten?
Aus berufsrechtlichen Gründen war es nicht möglich, die Unternehmensberater in den Gesellschafterkreis zu integrieren. Ansonsten ist der Kreis mit Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten, Wirtschaftsprüferinnen und Wirtschaftsprüfern sowie Steuerberaterinnen und Steuerberatern breit gestreut über die Beratungsgebiete hinweg besetzt, und das ist auch so gewollt.
Die Zahl der großen Player im Gemeinnützigkeitssektor ist überschaubar. Dennoch: Machen die Umstrukturierung und der größere Gesellschafterkreis Solidaris robuster gegenüber dem Wettbewerb?
Ja. Und zwar, weil wir die Gesellschaft so von innen heraus stärken: Bei Solidaris gilt das Prinzip der offenen Türen und der kurzen Wege. Das wollten wir auch mit der neuen Gesellschafterstruktur beibehalten – auch vor dem Hintergrund, dass Solidaris in den vergangenen Jahren kontinuierlich organisch gewachsen ist. Unsere Aufstellung ermöglicht es uns, Entscheidungen weiterhin schnell und effektiv zu treffen und unsere flachen Hierarchien beizubehalten. Gleichzeitig bleibt der stete Austausch gewährleistet, sodass wir strategische Impulse schnell kommunizieren und umsetzen können. Nicht zuletzt bietet das neue Modell insbesondere jungen Berufsträgerinnen und Berufsträgern langfristige Entwicklungsmöglichkeiten. Viele von ihnen sind bereits hochqualifizierte Branchenexpertinnen und -experten, Team- oder Standortleiterinnen beziehungsweise -leiter und wollten ausdrücklich Verantwortung innerhalb der Gesellschaft übernehmen. Die Nachfrage nach der Aufnahme in die Partnerschaft war sehr hoch – sogar höher als das Angebot. In den kommenden Jahren werden wir den Gesellschafterkreis deshalb weiter ausbauen.
Ein großer Partnerkreis kann ja auch eine Bürde sein und eine Gesellschaft auf Dauer unbeweglicher machen. Ist die Zahl der Neuaufnahmen, die Sie noch tätigen wollen, nach oben gedeckelt?
Es gibt keine klar definierte Obergrenze. Ich denke aber, dass der Partneranteil an der Gesamtbelegschaft langfristig etwa bei zehn Prozent liegen wird – das wären perspektivisch um die 40 Partnerinnen und Partner.
Von aktuell 29 Partnern sind drei weiblich, das entspricht einem Frauenanteil von rund zehn Prozent. Da ist noch Luft nach oben, oder?
Definitiv. Ich gehe fest davon aus, dass wir in absehbarer Zeit mehr Berufsträgerinnen im Gesellschafterkreis haben werden. Wir unterstützen das jedenfalls ausdrücklich. Und potenzielle Kandidatinnen gibt es durchaus reichlich, nicht nur in der Steuerberatung.
Wie wichtig ist der Dreiklang aus Steuer- und Rechtsberatung sowie Wirtschaftsprüfung für Solidaris – auch im Hinblick darauf, dass er sich nun stärker als zuvor auch in der Kerngeschäftsführung niederschlägt?
Mit dieser personellen Aufstellung spiegeln sich die Geschäftsbereiche Wirtschaftsprüfung, Rechts- und Steuerberatung bewusst in der Kerngeschäftsführung wider. Hinzu kommt, dass wir drei seit vielen Jahren Teil der Geschäftsleitung sind und die Erfahrung sowie das Potenzial mitbringen, diese verantwortungsvollen Posten zu übernehmen. Die Aufstellung hat darüber hinaus durchaus einen Vorteil. Denn grundsätzlich ist Solidaris schon immer ein 360-Grad-Anbieter gewesen, und wir haben das MDP-Geschäft in den zurückliegenden Jahren systematisch immer weiter ausgebaut.
Hat die jetzige Aufstellung auch etwas damit zu tun, dass Prüfung und Beratung künftig auch in der Privatwirtschaft getrennt stattfinden könnten?
Offen gesagt halte ich diese Trennung abseits börsennotierter Konzerne für nicht zielführend. Unsere Mandantschaft kommt aus dem Mittelstand und wünscht sich meist ein umfassendes Beratungs-Gesamtpaket inklusive Prüfungsleistungen. Vereinzelt bearbeiten wir zwar auch Mandate, bei denen nur Jahresabschlussprüfungen gefragt sind. Das ist und bleibt aber eher die Ausnahme. Beratungsleistungen aus einer Hand bleiben gefragt.
Das Gespräch führte Annika Janßen.