TCMS-Umfrage

Die meisten Dax-Konzerne bauen seit zwei Jahren um

Moderne Tax Compliance Management Systeme (TCMS) sind ein Muss für große Konzerne. JUVE Steuermarkt hat sich unter den Steuerchefs im Dax umgehört: Auf dem Schirm haben alle das Thema – aber die Begeisterung, sich extern überprüfen und zertifizieren zu lassen, hält sich vielerorts in Grenzen.

Teilen Sie unseren Beitrag
Thomas Wenzke
Thomas Wenzke

Zwar sind alle Dax-Konzerne derzeit dabei, ihr TCMS auf neue Füße zu stellen. So richtig in Schwung ist diese Bewegung allerdings erst vor rund zwei Jahren gekommen. Treiber der Entwicklung waren die immer strikteren gesetzlichen Anforderungen, der Anwendungserlass des Bundesfinanzministeriums zur steuerlichen Compliance von 2016 sowie nicht zuletzt das so genannte Neubürger-Urteil des Bundesgerichtshofs, das die Organhaftung bei Compliance-Verstößen deutlich verschärfte. 

JUVE Steuermarkt hat deshalb im August bei den Dax-Steuerchefs in einer Online-Umfrage nachgehorcht, wie weit die Unternehmen mit ihrem TCMS schon sind. 16 haben offiziell mitgemacht. Zusätzlich wurden Dax-Steuerchefs, die nicht an der Umfrage teilgenommen haben, interviewt. Die Ergebnisse veröffentlichen wir anonymisiert.

Einige Steuerchefs empfinden TCMS vor allem als lästige Dokumentationspflicht der Unternehmen in einer erhitzten Compliance-Debatte. Für Thomas Wenzke, Leiter Tax Compliance und Risk Management Systems bei Continental, ist gut strukturierte Tax Compliance dagegen Mittel zum Zweck, um eine Steuerabteilung insgesamt besser zu machen: „Natürlich geht es bei der Einführung eines umfassenden TCMS auch um die Enthaftung des Finanzvorstands oder des jeweiligen Steuerchefs eines Unternehmens.“ Mindestens genauso wichtig sei es aber, im Zuge der Neukonzeptionierung der steuerlichen Compliance, die internen Prozesse nicht nur zu dokumentieren und zu analysieren, sondern diese vor allem effizienter zu machen. „Und das bildet dann die Grundlage dafür, auch die Digitalisierung unserer Prozesse weiterzuentwickeln.“

 

Die Mehrzahl der Dax-Konzerne, die an der Umfrage teilnahmen, ist erst seit wenigen Jahren dabei, ihr TCMS auf neue Füße zu stellen. Mehr als zwei Drittel der Unternehmen – nämlich elf – haben erst 2017 und 2018 begonnen, ein neues TCMS aufzusetzen, das bei den allermeisten alle steuerrelevanten unternehmensinternen Prozesse umfasst. Auf besonders strikte Ablehnung stößt bei vielen Steuerabteilungsleitern die so genannte IDW-Zertifizierung. Mit dem Praxisschreiben zur Tax Compliance-Prüfung nach IDW PS 980, dessen finalisierte Form das Institut der Wirtschaftsprüfer im Frühjahr 2017 vorlegte, hat sich ein vermeintlicher Standard herausgebildet, um die eigene Compliance zu untermauern.

 

Allerdings strebt nur die Hälfte der Konzerne nach einer Zertifizierung nach dem IDW Standard PS 980. Die andere Hälfte verzichtet ganz bewusst auf eine solche Zertifizierung und setzt stattdessen auf selbst gestaltete TCMS-Regeln. Für viele ist das Zertifikat ohnehin „nicht viel mehr als ein Stück Papier mit viel Aufwand und ohne viel Aussagekraft“, wie es eine Steuerchefin beschreibt. (Jörn Poppelbaum, Ulrike Barth)

 

 

Artikel teilen

Gerne dürfen Sie unseren Artikel auf Ihrer Website und/oder auf Social Media zitieren und mit unserem Originaltext verlinken. Der Teaser auf Ihrer Seite darf die Überschrift und einen Absatz des Haupttextes enthalten. Weitere Rahmenbedingungen der Nutzung unserer Inhalte auf Ihrer Website entnehmen Sie bitte unseren Bedingungen für Nachdrucke und Lizenzierung.

Für die Übernahme von Artikeln in Pressespiegel erhalten Sie die erforderlichen Nutzungsrechte über die PMG Presse-Monitor GmbH, Berlin.
www.pressemonitor.de