Berufliches und Familiäres sollte man trennen. Hätte Amelie Beddig diese Aussage beherzigt, wäre sie heute nicht für die Bonner Steuerboutique Greenfield tätig. Ihre Erfahrung in der Warenlogistik und Prozessoptimierung ermöglicht es ihr, Brücken zwischen verschiedenen Unternehmensbereichen zu schlagen.
Es ist noch gar nicht so lange her, da saß Amelie Beddig mit ihrem Bruder Timo zusammen. Die beiden unterhielten sich, irgendwann kam das Thema Job auf. „Du machst im Endeffekt doch genau das Gleiche, was wir machen“, sagt Timo zu seiner Schwester. Die entgegnet prompt: „Ich mache Logistik und Supply Chain Management, du bist im Steuerbereich tätig. Das sind doch zwei völlig unterschiedliche Sachen.“ Wenige Wochen später arbeiten die beiden zusammen. Amelie Beddig hat ihren Job gewechselt – und ist seit August 2023 bei der Bonner Steuerberatungsgesellschaft Greenfield beschäftigt. Genau wie ihr Bruder arbeitet sie vom Homeoffice in Bremen aus. „Noch hat Greenfield kein Büro im Norden“, sagt Beddig. Ob sie das stört? „Nein. Zum einen sind wir immer wieder bei unseren Mandanten, zum anderen treffen wir uns regelmäßig in Co-Working-Spaces.“ 2015 bis 2017 studiert sie an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg Betriebswirtschaftslehre und sattelt anschließend von 2018 bis 2021 einen Master an der FOM obendrauf – mit Schwerpunkt Logistik. Während und nach dem Studium ist Beddig als Supply-Chain-Managerin in diversen Unternehmen tätig – eine Karriere in der Logistik scheint vorprogrammiert.
Doch ein Gespräch mit den Geschäftsführern von Greenfield überzeugt
sie dann doch zu wechseln. „Im Bewerbungsgespräch konnten mir
Stephanie und Andreas, zwei der drei Geschäftsführer, von Beginn an den Greenfield-Spirit vermitteln. Jung, dynamisch, modern und dabei trotzdem herzlich – das hat mir sehr gefallen. Und auch wenn es um Steuern ging, hatte ich auf einmal richtig Lust auf den Job“, erklärt Beddig. Der Grund zu wechseln fiel ihr auch deshalb nicht schwer, weil sie ihrem Bruder im Nachhinein Recht gibt. „Ich habe in meinen früheren Jobs vor allem Prozesse optimiert und Daten analysiert – und das tue ich jetzt auch“, erklärt Beddig.
Nexus zur Steuerberatung
Was ihr vor allem hilft: Sie kennt die Warenflüsse aus der Logistik. „Das ist sehr hilfreich und wichtig für die Arbeit mit umsatzsteuerlichen Daten und Prozessen“, erklärt sie. „In meinen vergangenen Positionen habe ich schnell die Vermittlerrolle zwischen Anwender und Entwicklung eingenommen. Daten zusammenführen und für den Anwender übersetzen musste ich schon immer“, sagt Beddig.
Und der Nexus zur Steuerbranche kam tatsächlich auch nicht von ungefähr. Während ihres Bachelor-Studiums hat sie neben dem logistischen auch einen Schwerpunkt in der Steuerberatung sowie Wirtschaftsprüfung gesetzt. „Ich bin nicht der Steuerfachexperte, aber es ist wichtig zu wissen: Wovon spreche ich hier eigentlich?“
Seit August dieses Jahres hat Beddig wieder verstärkt mit SAP zu tun,
wobei sie feststellt: „Die Systeme funktionieren im Prinzip alle gleich.“
Dennoch gibt es subtile Unterschiede, insbesondere in der Komplexität der Vorgänge. „In der Steuerbranche ist nicht alles immer so greifbar, weil vieles noch theoretisch ist. In der Logistik hat man es hingegen in der Regel mit handfesten Produkten zu tun.“ Eine Gemeinsamkeit hat Beddig aber bereits festgestellt, die vielen in der Branche nicht schmeckt. „In ERP-Projekten und bei Prozessoptimierungen wird die Logistik immer erst sehr oder zu spät eingeschaltet – genau wie die
Steuerabteilung“, erklärt sie.
Die Frage, ob sie auch mal daran denkt, den Steuerberater-Titel zu machen, beantwortet sie mit einem klaren „Nein“ – zumindest vorerst. „Es braucht verschiedene Personen mit verschiedenen Fähigkeiten in der Steuerbranche“, betont sie. Die Mischung aus steuerlichem Fachwissen, Prozessverständnis und praktischem Know-how in der Logistik ermögliche ihr, eine Brücke zwischen verschiedenen Abteilungen zu schlagen. Digitalisierung ist zudem ein Schlüsselthema
in ihrer Arbeit. „Man muss ein Faible für ERP-Systeme und IT haben“, sagt Beddig. Obwohl sie keine tiefen Programmierkenntnisse benötigt, ist ihr Verständnis für Technologie entscheidend, um Fehler zu erkennen und zu beheben.
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