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Gerne ohne Titel: „Unsere Partner sind einen mutigen Schritt gegangen“

Allein aufgrund des Fachkräftemangels müssen sowohl Beratungsgesellschaften als auch Steuerfunktionen immer stärker auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen, die weder Juristen noch Steuerberater sind – also auf sogenannte Nicht-Berufsträger. In unserer Mini-Serie "Gerne ohne Titel" stellen wir Ihnen fünf junge Menschen vor, die zwar keine Steuerberater sind, aber mittlerweile genauso wichtig für die Zukunft der Branche. Den Anfang macht Christian Heller von der Steuerkanzlei GKK in München.

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Bei der mittelgroßen Steuerkanzlei GKK fühlt sich Christian Heller richtig wohl. Als Manager für Digitalisierung ist der studierte Wirtschaftsinformatiker einer von zehn Mitarbeitenden, die sich um externe Digitalisierung und Tax Tech kümmern, aber keinen Berufsträger-Titel haben. Für ihn hat die Münchner Kanzlei die ideale Größe, um Tech-Themen voranzutreiben.

Vor allem im Digitalbereich ist es nicht mehr notwendig, dass der Arbeitgeber mit dem Fahrrad oder gar zu Fuß erreichbar ist. Es lässt sich heutzutage alles über Teams oder Zoom klären. Für Christian Heller sind das offenbar keine triftigen Gründe. Sein derzeitiger Arbeitgeber GKK Partners ist nur einen Steinwurf entfernt. „Ich habe die Stellenanzeige zufällig bei LinkedIn gesehen und sofort gemerkt, dass hier zwei Themen zusammenkommen, die ich extrem spannend finde und die einen großen Hebel bieten, um eine Entwicklung zu generieren. Fachlich absolut reizvoll, aber auch ein hohes Potential für meine Karriere. Nicht entscheidend, aber ein Sahnehäubchen: GKK ist nur eine Straße von meinem Zuhause entfernt. Das war natürlich ein schöner Zufall“, erinnert er sich. Seit Februar 2020 ist Heller nun als Manager bei der Münchner Steuerkanzlei angestellt. Mit knapp 240 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört GKK zu den mittelgroßen Playern. Rund 60 von ihnen sind Berufsträger – Heller jedoch nicht.

Der 30-Jährige ist Wirtschaftsinformatiker und einer von zehn weiteren Mitarbeitenden bei GKK, die einen technologischen Hintergrund haben, keine Berufsträger sind und sich explizit nicht um die interne IT der Kanzlei kümmern. „Für die interne IT haben wir fünf Mitarbeiter. Ich selbst bin Teil eines dezentral aufgestellten Teams, das sich neben der Digitalisierung im Steuerrecht auch um technologische Aspekte in der Wirtschaftsprüfung kümmert“, erklärt Heller. Das Team soll vor allem dafür sorgen, dass Kanzlei und Mandanten insgesamt effizienter zusammenarbeiten können. Stichworte sind insbesondere Robotic Process Automation (RPA) und digitale Kollaboration, Software as a Service, aber auch künstliche Intelligenz und Cyber Security. „Ganz allgemein sorgen wir dafür, dass sich die Berater und Prüfer jetzt und künftig mit zum Teil anderen Themen beschäftigen, indem wir ihnen Routinetätigkeiten abnehmen, die automatisierbar sind“, sagt Heller.

Heller und seine Kolleginnen und Kollegen sind in der Branche längst keine Seltenheit mehr. Für die Größe der Kanzlei leistet sich GKK aber durchaus ein großes Team, das sich um die Digitalisierung der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung kümmert. „Unsere Partner sind durchaus einen mutigen Schritt gegangen und haben viel in Digitalisierung investiert“, findet Heller. Glaubt man dem Wirtschaftsinformatiker, war das Thema schon sehr früh in der Kanzlei verankert. Die Senior-Partner, die vor gut 25 Jahren die Kanzlei gründeten, haben schon sehr früh versucht, auf das papierlose Büro zu setzen. „Hier konnten wir problemlos aufsetzen“, sagt Heller. Dabei war Hellers Engagement in der Steuerbranche schon bei seinem Einstieg bei GKK vor knapp vier Jahren gar nicht mehr so neu. Davor war er gut anderthalb Jahre als Assistant Manager im Tax-Tech-Bereich von KPMG tätig. Studiert hat Heller an der Fachhochschule für die Wirtschaft (FHDW) Hannover. Von 2012 bis 2015 hat er einen Bachelor in Wirtschaftsinformatik absolviert und im Anschluss einen Master in Business Administration draufgesattelt. Parallel dazu hat er – im Zuge des dualen Studiums – beim Pharma- und Laborzulieferer Sartorius gearbeitet, der seit mehr als zwei Jahren im Dax 40 gelistet ist.

Die Mischung macht’s

Der Mix aus technischem Know-how und wirtschaftswissenschaftlichem Verständnis hilft Heller nun auch bei der Arbeit bei GKK. „Es ist ja nicht so, dass wir die Kapazitäten haben, alles neu oder selbst zu entwickeln“, sagt Heller. „Wir holen uns das Know-how zu Tools von außen, bauen diese mit externen Anbietern und stellen sie schließlich unseren Mandanten zur Verfügung.“ Heller und sein Team halten hier vor allem die Fäden in der Hand und fungieren gleichsam als Schnittstelle zu den Beratern und Partnern. Was zudem wichtig ist: Als Mitarbeitende zweiter Klasse fühlen sich Heller und seine Kolleginnen und Kollegen nicht. „Prinzipiell haben die Mitarbeitenden der sogenannten ‚Central Services‘ alle Karrierechancen. Diese werden über ein transparentes Karrieremodell abgebildet,“ erklärt Heller. „Auch vor diesem Hintergrund sehe ich keine Einschränkungen für meine Karriere.“ Für Heller selbst hat sich vor gut zwei Jahren zudem ohnehin noch ein alternativer Karriereweg eröffnet. Seit November 2021 ist der Manager Geschäftsführer des von GKK ins Leben gerufenen Consulting-Unternehmens mit Investitionen in digitale Bereiche – Name ‚emplower‘. Laut Kanzlei handelt es sich dabei um ein „HR-Portal für kleine und mittlere Unternehmen, das Unternehmen mehr als nur eine Plattform für die digitale Lohnabrechnung bietet.“ Für Heller ist es eine zusätzliche Chance, sein Know-how stärker einzubringen – auch ganz ohne Steuerberater-Titel.

Alle Portraits unserer Mini-Reihe finden Sie auch in der aktuellen JUVE-Sonderausgabe Karriere Steuern 2024.

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