Auch werden die Gründer Jochen Schöllig und Marc Neumann weiterhin die Geschäfte des seit 2016 bestehenden Steuer-Start-ups führen. Steuerbot beschäftigt 18 Mitarbeitende und gehörte seit 2018 zur Haufe Group. Die Übernahme ist die erste für Taxfix seit dessen Gründung 2016.
Beide Unternehmen bieten Apps an, mithilfe derer Steuererklärungen erstellt und an die Finanzämter abgegeben werden können. Die Informationen hierfür übermitteln die Kundinnen und Kunden im Interview- bzw. Chat-Stil.
Wachstum gegen den Trend
Entgegen einer aktuell deutlichen Zurückhaltung von Investoren vor allem im Technologiebereich konnte das Steuer-Fintech-Unternehmen Taxfix 2022 durch eine D-Finanzierungsrunde über 220 Millionen Dollar eine Firmenbewertung von über einer Milliarde Dollar erreichen und wurde somit zum ‚Einhorn‘. Zu den Investoren gehören unter anderen Teachers’ Venture Growth (TVG), der Risikokapitalzweig des Ontario Teachers Pension Plan (OTPP) und Valar Ventures sowie Creandum und Redalpine.
Im Gegensatz zu anderen Unternehmen der Start-up-Landschaft wächst Taxfix kontinuierlich weiter und beschäftigt aktuell gut 500 Mitarbeitende. Davon kamen im vergangenen Jahr mehr als 200 hinzu.
Die Taxfix-App wurde in Deutschland, Italien und Spanien bislang mehr als fünf Millionen Mal heruntergeladen und hat ihren Nutzerinnen und Nutzern nach eigenen Angaben insgesamt mehr als zwei Milliarden Euro an Steuerzahlungen zurückgeholt.
Die mit 18 Mitarbeitenden deutlich kleinere Steuerbot kommt seit ihrer Gründung 2017 auf etwa 300 Millionen Euro, die das Unternehmen für ihren Kundenstamm zurückfordern konnte.
Berater Taxfix
Osborne Clarke (Berlin): Robin Eyben (Federführung), Maximilian Vocke (beide Corporate/M&A), Dr. Jens Wrede (Steuerrecht; Hamburg), Dr. Tim Reinhard (IP; München), Julia Kaufmann (Datenschutz; München), Dr. Lina Böcker (IT), Dr. Sebastian Hack (Kartellrecht; Köln), Olexiy Oleshchuk (Finanzierung; München), Konstantin Sitte (IP; München), Sarah Grigo (Commercial; Hamburg), Dr. Robert Rentsch (Arbeitsrecht); Associates: Robert Marx, Dana Alpar, Joanna Chudzinski, Giovanni Alexandrov (alle Corporate/M&A), Jan-Niklas Buttermann (Steuerrecht; Hamburg), Dr. Florian Eisenmenger (Datenschutz; München), Karina Naumann (Arbeitsrecht), Philine Töpper, Maximilian Bodamer (beide IT), Susanne Schricker (München), Manuel Schuster (beide Kartellrecht)
Ernst & Young (Stuttgart): Patrick Gageur (Tax Due Diligence) – aus dem Markt bekannt
Inhouse Recht (Berlin): Dr. Jens Engelmann-Pilger (General Counsel) – aus dem Markt bekannt
Berater Haufe Group
CMS Hasche Sigle (Berlin): Dr. Jörg Zätzsch (Corporate/M&A), Jesko Nobiling (Corporate/M&A und Tax; beide Federführung), Dr. Malte Grützmacher (IP/Datenschutz; Hamburg), Dr. Friedrich von Spee; Associates: Dr. Martin Eichholz, Charlotte-Sophie Unger (alle Corporate/M&A), Mariya Ivanova (Steuern), Dr. Anna Füllsack (IP/Datenschutz; Hamburg)
Berater Steuerbot-Gründer
Flick Gocke Schaumburg (Berlin): Dr. Florian Kutt (Federführung; Steuerrecht/Venture Capital); Associates: Larissa Rickli, Paul Volkwein (Stuttgart; beide Steuerrecht/Venture Capital), Justus Bode (Gesellschaftsrecht/Venture Capital)
Notariat
Michel und Partner (Berlin): Tobias Fuhrmann – aus dem Markt bekannt
Hintergrund: Wie bereits bei einigen Finanzierungstransaktionen seit Anfang 2020 vertraute Taxfix die gesellschaftsrechtlichen und M&A-Themen Osborne Clarke an. Corporate-Partner Eyben und Steuer-Counsel Wrede hatten Taxfix bereits im vergangenen Jahr bei der Finanzierungsrunde beraten, die das Unternehmen zum Einhorn machte.
Knapper Zeitplan
Nicht zuletzt aufgrund des knappen Zeitraums zwischen der Erstellung des Term Sheets und dem Signing der Kaufverträge gestaltete sich die Beratung komplex. So mussten beispielsweise Regelungen im Kaufvertrag bezüglich der steuerlich wirksamen Beendigung eines bestehenden Ergebnisabführungsvertrages zwischen Haufe und Steuerbot bewertet und das Geschäftsjahr der Steuerbot umgestellt werden. Zudem fiel die Transaktion zeitlich mit der Umwandlung von Taxfix in eine Aktiengesellschaft zusammen.
Wrede beriet gemeinsam mit dem Kölner Associate Buttermann zu sämtlichen steuerlichen Aspekten des Unternehmenskaufvertrages wie beispielsweise zur Incentivierung des Managements der Steuerbot. Auch verhandelten sie die Steuerklauseln. Zudem stimmten sie sich zur Tax Due Diligence mit Ernst & Young (EY) ab. Nach JUVE Steuermarkt-Informationen übernahm diese der Stuttgarter Partner Gageur. Für die Financial Due Diligence kam dem Vernehmen nach EY-Partner Dr. Thomas Prüver in Berlin hinzu. Die übrigen rechtlichen Due-Diligence-Berichte fertigte wiederum Osborne Clarke an.
Die Gesamtleitung lag nach JUVE Steuermarkt-Informationen fest in den Händen des General Counsel Engelmann-Pilger.
Einhorn-Macher auf beiden Seiten
Aufseiten der Verkäuferin kam CMS Hasche Sigle zum Zug. Ein Team um Corporate-Partner Zätzsch und Corporate- und Steuerpartner Nobiling beriet die Haufe Group umfassend zu allen rechtlichen Fragestellungen. Beide beraten regelmäßig Start-ups und Unternehmensgründer, insbesondere im Bereich der Digital Economy. Nobiling und Zätsch verhalfen beispielsweise Anfang 2022 dem Lebensmittel-Start-up Infarm ebenfalls zum Einhorn-Status und berieten bei einer vorangehenden Finanzierungsrunde.
Die Inhouse-Abteilungen der Haufe Group sind bei Transaktionen des Hauses generell stark involviert. Dabei holen sie häufig Unterstützung durch verschiedene Kanzleien hinzu. Beim Kettenformwechsel der damals als GmbH firmierenden Gruppe hin zu einer SE-Struktur im Herbst 2020 berieten beispielsweise KPMG Law und GKD Gäng Kramer Döring Stagat. Bei GKD wurde der Gesellschaftsrechtler Dr. Wolf Beck aktiv, der nach einer Zwischenstation bei SNP Schlawien seit Oktober 2022 die Rechtsabteilung des Medienhauses leitet.
Die Steuerbot-Gründer zogen Flick Gocke Schaumburg mit einem Team um Florian Kutt hinzu.