Kommentar

Totgesagte leben länger: Public-Services-Beratung in der Energiekrise

Autor/en
  • Götz Kümmerle

Vor kaum drei Jahren liefen dem damaligen Marktführer PricewaterhouseCoopers (PwC) im Bereich Public Services scharenweise die Berater davon: Das Beratungsfeld schien unmodern. Die Energiekrise hat dies geändert und dem Bereich ein zweites Leben eingehaucht.

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Im Herbst 2020 schien die traditionsreiche Public-Services-Beratung bei PwC in Deutschland nahezu zusammenzubrechen: Rund 40 Berufsträger schlossen sich dabei allein der Konkurrentin KPMG an. EY und EY Law konnten gleichermaßen von den Wechseln profitieren.

Was war der Anlass?

PwC stand den Abgängen seinerzeit aber gar nicht ganz negativ gegenüber: Die klassische Aufsetzung des Fachbereiches schien unmodern, konventionell und ein bisschen altbacken geworden. Nach einem dreiviertel Jahr Coronakrise schien dem damaligen Marktführer im Bereich Public Services klar, dass sich etwas tun muss. Die Big Four begann mit einer Neuausrichtung: Mandate wie der Impfstoffhersteller CureVac sollten die Richtung weisen. Von Energierecht sprach damals niemand. ‚Energiekrise‘ existierte noch nicht einmal als Wort und wäre im Coronajahr 2020 wohl eher mit einem Zustand mangelnder Motivation oder mit Long-Covid-Symptomen assoziiert wurden. ‚Deindustriealisierung‘ war ein Fachbegriff für Volkswirtschaftsseminare oder die Bezeichnung für die Szenerien dystopischer Videospiele wie ‚The Last of Us‘.
Es bestand aus damaliger Warte eine gute Chance, dass die Beratung des Public Services niemals wieder zur alten Stärke zurückfinden könnte. Staatliche Eingriffe schienen nur noch eine temporäre Erscheinung – kein erstrebenswertes oder gar dauerhaftes Konstrukt.

Staat als Wirtschafts-Enabler so wichtig wie nie

Die Welt des Jahres 2024 ist eine andere: Der Staat erscheint der wichtigste Wirtschafts-Enabler geworden, ohne den gar nichts mehr zu gehen scheint. Die ‚Old-Economy‘ drohe ohne staatliche Beihilfen oder Unterstützung zusammenzubrechen, sagen manche. Verbände und Unternehmen fordern Vergünstigungen bei fast allem, was Unternehmen verbrauchen, aber vor allem bei zwei Dingen: Strom und Energie.

Zweites Leben der Public Services als Triple-Chimäre mit Verbrauchsteuern und Energierecht

Genau diese beiden Bereiche sind jedoch EU-weit – und besonders in Deutschland – reguliert bis zum Gehtnichtmehr. Wer sich ohne einen Ö-Rechtler im Team hier herantraut, hat schon verloren, bevor er angefangen hat. Durch ‚Fit-for-55‘ und den Green Deal der EU reicht aber auch dessen Sicht allein nicht mehr aus. Der CO2-Grenzausgleichsmechanismus CBAM und die EU-Nachhaltigkeitsrichtlinie CSRD müssen genauso berücksichtigt werden. Denn der Themenkomplex trifft nicht nur klassische Energieversorger, sondern auch energieintensive Unternehmen. Unternehmen, die Lieferketten und gelegentlich auch Geschäftsmodelle haben, die man besser im Auge haben sollte anhand der Corporate Sustainability Due Dilligence Directive und dem Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz (LkSG).

Daher entstand eine interessante Arbeitsbeziehung zwischen Public Services Tax, Ö-Rechtlern, Beihilferechtlern, Gesellschaftsrechtlern sowie Zoll- und Verbrauchsteuerleuten. Eine Arbeitsbeziehung, die sich immer mehr zu einem beratungstechnischen Mischwesen verfestigt – man muss unweigerlich an Chimären der antiken Mythologie wie etwa den Zentauren oder die Sphinx denken.

PwC deckt diesen Bereich nun als Task Force zwischen Tax und Legal unter Director Jan Steinkämper ab, dessen Team unter dem Zoll- und Verbrauchsteuerchef Michael Tervooren genauso arbeitet wie unter dem Energierechtschef Michael Küper und sich gleichermaßen aus Experten aus Tax und Legal zusammensetzt. Dem gleichen Prinzip folgt das Green-Tax-Team von WTS unter Dr. Karen Möhlenkamp und der Verbrauchsteuerexpertin Sabine Schulte-Beckhausen.

Beratungen organisieren sich also angesichts der Klimatransformation und der Energiekrise zunehmend nicht mehr nach Rechts- sondern nach Themengebieten. Dazu gehören dann am Ende auch Digitalisierungs- und Prozessexperten, wenn es um die Umsetzung im täglichen Arbeitsablauf geht.

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