Als Redakteur, der sich im Steuermarkt bewegt, muss man sich des Öfteren mit schwierigen Themen auseinandersetzen. Das gilt insbesondere fürs Fachliche und Materiell-Rechtliche. Personal- und Management-Meldungen gehören eigentlich nicht zu den Themen, die bei der Einarbeitung viel Gehirnschmalz erfordern. Eigentlich. Denn es wird mittlerweile zunehmend komplizierter, Nachrichten zur „Causa“ RSM zu schreiben. Nicht, weil die Informationen an sich kompliziert sind. Sondern, weil man langsam aber sicher schlicht durcheinanderkommt, mit wem man es da eigentlich noch zu tun hat.
Ebner Stolz verlässt Nexia und wird exklusives Deutschland-Mitglied des RSM-Netzwerkes. Auch dhpg kehrt Nexia den Rücken, wird exklusives Mitglied des erst kürzlich gegründeten Netzwerks CLA Global und verleibt sich sechs Büros (Krefeld, Stuttgart, Bamberg, Nürnberg, Ebern sowie Landshut) der noch existierenden RSM GmbH ein. Und Nexia? Die treten hierzulande in Zukunft nun mit elf weiteren Büros genau dieser RSM-Einheit als Nexia GmbH auf den Plan. Kurz: Es ist ein ziemliches Kuddelmuddel.
Die Marktbewegungen werfen zudem viele Fragen auf, allen voran: Wie strategisch sind Ebner Stolz, dhpg, RSM und vor allem auch Nexia in den vergangenen Monaten eigentlich vorgegangen? Ebner Stolz und dhpg hatten ja durchaus betont, dass es mit dem Nexia-Netzwerk auch deshalb nicht mehr so gut geklappt hat, weil es zum einen sehr prüfungslastig (geworden) ist und zum anderen nicht mehr so stark auf den für beide Einheiten so wichtigen Mittelstand bezogen agierte. Und nun schließt sich ein großer Teil der bisherigen RSM GmbH, die ebenso auf den Mittelstand bezogen ist, ausgerechnet Nexia an? Und wollte Nexia nun auf Biegen und Brechen auf dem deutschen Markt bleiben? Die Verbindung wirkt zumindest für Außenstehende wie eine Zweckehe.
Und wieso ist dhpg nicht gleich mit mehr als sechs Büros von RSM zusammengegangen? Mit den nun zusätzlichen Standorten kommt die MDP-Einheit auf einen Umsatz von rund 85 Millionen Euro. Nicht schlecht – aber auch nicht genug, um zum erlauchten Kreis der Next Seven (beziehungsweise nach dem Auseinandergehen der RSM GmbH sind es ja wieder nur die Next Six) aufzuschließen. Das Argument von dhpg war, sich nur mit geballter Mittelstandskraft zu verstärken, nicht aber mit der Beratung von kapitalmarktorientierten Unternehmen. Das mag auf einen Standort wie Frankfurt zutreffen – für Büros wie Koblenz, Mannheim, Leipzig, Dresden und sicher auch Düsseldorf passt dies aber ganz sicher nicht. Auch hier stellt sich die Frage: Strategie?
Womit wir beim nächsten Fragezeichen wären. Als RSM sich vor gut sechs Jahren entschied, nur noch mit einer Einheit aufzutreten, gab es Streit zwischen den bisherigen sieben Landesgesellschaften. Am Ende setzte sich schließlich die damalige Verhülsdonk durch – mit den treibenden Kräften Bremen, Düsseldorf und Krefeld dahinter. Und nun? Gehen diese drei Standorte getrennte Wege. Düsseldorf wird Nexia, Krefeld zieht es zu dhpg. Und was mit Bremen passiert, ist noch unklar. Es drängt sich die Frage auf, wie integriert die RSM GmbH tatsächlich war, wenn sogar die Büros des einstigen Zugpferds Verhülsdonk nun einfach so getrennte Wege gehen?
Womit wir schließlich bei Ebner Stolz angelangt wären. Die Gesellschaft ist die einzige dieses Kuddelmuddels, bei der sich – zumindest was den Umsatz und die Personalstärke angeht – erst einmal nichts ändert. Sie muss also auch nichts integrieren. Und das ist vermutlich auch gut so, hört man doch nach wie vor immer wieder, dass die Fusion von Ebner Stolz (Stuttgart), Mönning (Hamburg) und Bachem (Köln) auch nach mehr als 14 Jahren noch immer zu keiner integrierten Einheit geführt hat. Umso überraschender, dass die Next-Six-Gesellschaft in zwei Jahren komplett auf ihren alten Namen verzichten und dann nur noch unter der Flagge RSM auftreten wird.
Ob die Kooperation eine Zukunft hat, wird sich erst noch zeigen müssen. Denn auch, wenn es hier und da kritische Stimmen gab, wurde Ebner Stolz in der Vergangenheit eigentlich nicht müde zu betonen, wie gut die Zusammenarbeit mit Nexia verlief. Für eine exklusive Zusammenarbeit hat es dann aber offenbar doch nicht gereicht – mit bekanntem Ausgang. Zum Schluss wirkt es so, als habe jeder der besagten Akteure im Markt mal eben eine Chance nicht ungenutzt gelassen. Das kann funktionieren – muss es aber nicht. Eins ist aber sicher: Die ??? werden in der „Causa“ RSM weiter recherchieren.