Kommentar

Unterbesetzt und überfordert: Die Misere der deutschen Steuerverwaltung

Die jüngst durch die Bundesregierung veröffentlichten Personalkennzahlen der Finanzämter und des Bundeszentralamts für Steuern offenbaren erhebliche Defizite. Tausende von Stellen in der Steuerverwaltung sind unbesetzt – Deutschland läuft Gefahr, wichtige Aspekte der Steuererhebung nicht mehr effektiv handhaben zu können.

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Der anhaltende Fachkräftemangel ist mehr als nur ein Personalproblem; er ist ein Alarmsignal für das gesamte Steuersystem.

Trotz erkennbarer Bemühungen, den Personalbestand zu erhöhen und unbesetzte Stellen abzubauen: Die Personalausstattung in Deutschlands Finanzbehörden ist insgesamt unzureichend. Der Mangel an qualifiziertem Personal schränkt nicht nur die Effizienz der einzelnen Einheiten ein, sondern birgt auch erhebliche Risiken für die Aufrechterhaltung der Steuergerechtigkeit und die Erfüllung wesentlicher Aufgaben der Finanzaufsicht. 

Der Personalmangel wirkt sich nicht nur auf die interne Effizienz und die Durchführung der Steuerverwaltung aus, sondern hat auch tiefgreifende Auswirkungen auf die allgemeine Steuerpolitik und die wirtschaftliche Stabilität Deutschlands. Die Unfähigkeit, ausreichend qualifiziertes Personal zu rekrutieren und zu halten, beeinträchtigt die Fähigkeit der Finanzbehörden, Steuergesetze konsequent durchzusetzen und Steuerhinterziehung effektiv zu bekämpfen. Nur durch ein starkes, gut ausgestattetes und motiviertes Personal können die Finanzbehörden ihre Rolle als Säulen der finanziellen Gerechtigkeit und wirtschaftlichen Stabilität wirkungsvoll erfüllen.

Denn: Steuerausfälle sind die unausweichliche Folge der Personalknappheit. Beispiel gefällig? Die Betriebsprüfung, ein wesentliches Instrument zur Sicherung der Steuergerechtigkeit, leidet unter dem Fachkräftemangel. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 152.299 Betriebsprüfungen durchgeführt, ein leichter Rückgang gegenüber 157.931 im Jahr 2022 und 156.755 im Jahr 2021. Die Prüfungsquote blieb über die Jahre relativ konstant bei Werten zwischen 1,8 Prozent und 1,9 Prozent, was die begrenzten Kapazitäten für eine Ausweitung dieser kritischen Tätigkeit verdeutlicht. Die Ergebnisse dieser Prüfungen sind jedoch signifikant: Im Jahr 2023 wurden durch Betriebsprüfungen Mehrsteuern in Höhe von mehr als 13 Milliarden Euro festgestellt. Diese Zahl beweist die Wirksamkeit der Steuerprüfer, unterstreicht aber auch die Notwendigkeit einer vollständigen Personalausstattung.

Die fortwährende Herausforderung, qualifiziertes Personal zu gewinnen und zu halten, ist daher nicht nur ein arbeitsmarktpolitisches Thema, sondern eine staatliche Kernaufgabe, die unmittelbaren Einfluss auf die finanzielle Sicherheit und Gerechtigkeit in Deutschland hat. Bund und Länder stehen vor der Aufgabe, attraktive Rahmenbedingungen für die deutschen Finanzbehörden zu schaffen, die nicht nur dem öffentlichen Sektor zugutekommen, sondern die gesamte Gesellschaft stärken.

Man mag es als paradox empfinden, dass selbst in Zeiten hoher Arbeitslosenquoten in manchen Sektoren die Bürostühle in Finanzämtern leer bleiben: Dieses Bild ist bezeichnend für eine Verwaltung, die es nicht schafft, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren oder mit der dynamischen Privatwirtschaft zu konkurrieren. Trotz der offensiven Bemühungen um neue Talente durch aufpolierte Kampagnen und Versprechungen einer sicheren Karriere wirken die Angebote wie aus einer längst vergangenen Ära – unberührt und übersehen.

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