Kommentar

WTS greift symbolisch nach dem Steuerfunktions-Stern

Autor/en
  • Götz Kümmerle

Wenn der Steuerchef von Deutschlands Vorzeige-Industrieunternehmen Vorstand eines Beratungsunternehmens wird, dann ist dies weder Zufall noch rein persönliche Karriereplanung. Dass Tim Zech den WTS-Vorstand erweitert, ist Ausdruck einer bestimmten Unternehmensstrategie.

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Im Jahr 2022 setzte Mercedes mit insgesamt rund 170.000 Mitarbeitenden 2,5 Millionen Fahrzeuge ab. Der Umsatz lag bei 150 Milliarden Euro, das EBIT betrug 20,5 Milliarden Euro. Es gibt Bundesländer, die haben ein Bruttoinlandsprodukt in der Höhe des Mercedes-Umsatzes: Hamburg und Sachsen (beide rund 130 Milliarden), aber auch Berlin und Rheinland-Pfalz (etwas über 160 Milliarden). Mercedes ist das drittumsatzstärkste DAX-Unternehmen nach Volkswagen (279 Milliarden Euro) und der Allianz (153 Milliarden Euro).

Aber die Bedeutung von Mercedes für Deutschland ergibt sich nicht nur aus den Zahlen. Kaum ein anderes Industrieunternehmen steht weltweit so für die deutsche Wirtschaft und ‚Made in Germany‘ – und für die Old Economy. Denn als Deutschlands Vorzeige-Autobauer steht Mercedes nicht nur an der Spitze der Nahrungskette der deutschen Industrie. Der Konzern steht auch ganz vorne in der langen Reihe an Industriegiganten, die sich im Zeichen von Klimaneutralität und ESG von Grund auf neu erfinden müssen.

Fürsprecher der Großindustrie im Wandel im Vorstand

Genau vor diesem Hintergrund ist es kein Zufall, dass nun der Mercedes-Steuerchef die Lager wechselt und in das Führungsgremium der WTS einzieht. Er besetzt dort eine neue Rolle: die des Fürsprechers der Großindustrie im Wandel.

Bisher ist das vierköpfige WTS-Vorstandsgremium vor allem mit Beratern besetzt: Ulrike Schellert ist seit 2008 bei der Münchner Beratung und verantwortet im Vorstand das Business Partnering und Diversity. Der Experte für M&A und International Tax Franz Prinz zu Hohenlohe kam 2018 von KPMG. Jürgen Scholz leitete lange Jahre die Umsatzsteuerpraxis und natürlich Fritz Esterer, der WTS seit 2009 führt. Ähnliche Erfahrungen wie Zech als Steuerchef eines Großkonzerns hat im WTS-Vorstand bisher nur Esterer selbst, der von Mitte der 1990er Jahre an bis zu seinem Wechsel in die Beratung Global Head of Tax von Siemens war.

Esterer wechselte auch zu einer Krisenzeit in die Beratung. Während 2009 die Finanzkrise alles bestimmte, ist es heute die Klimakrise, welche die Agenda von Unternehmen dominiert. Daraus ergeben sich für Steuerfunktionen ganz andere Herausforderungen. Mit der Berufung von Zech in den eigenen Vorstand setzt WTS daher ein deutliches Signal, dass sie auch auf diese Krisenzeit die Antworten für Großkonzerne bereithalten möchte. Es ist damit auch eine Rückkehr zu ihren eigenen Wurzeln in der Steuerabteilung eines großen deutschen Konzerns.

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