Wintermeier hat seine Karriere 2011 bei der Next-Six-Gesellschaft BDO begonnen, gefolgt von Stationen bei der Big-Four-Gesellschaft KPMG und der Münchner Steuerkanzlei O&R Oppenhoff & Rädler. In den letzten fünf Jahren war Wintermeier in der Münchner Niederlassung der Rechtsanwaltskanzlei und Private-Clients-Spezialistin Poellath tätig. Dort beriet er besonders in- und ausländische Private-Equity-Fonds sowie deutsche Carried-Interest-Holder beziehungsweise vermögende Privatpersonen in nationalen wie internationalen Steuerfragen.
Nachfolgeboom: 38.000 Übergaben aktuell pro Jahr
Der demografische Wandel lässt die Branche der Unternehmens- und Nachfolgeberater boomen, gerade an der Schnittstelle zu Unternehmens-, Schenkungs- und Erbschaftsteuer. Gemäß einer Schätzung des Institutes für Mittelstandsforschung in Bonn stehen in Deutschland von 2022 bis 2026 rund 190.000 Unternehmen zur Übergabe an, weil ihre Eigentümerinnen und Eigentümer aus persönlichen Gründen aus der Geschäftsführung ausscheiden. „Der seit Jahren zu beobachtende demografiebedingte Aufwärtstrend verstärkt sich damit weiter“, so das Institut, und beläuft sich aktuell auf rund 38.000 Übergaben pro Jahr.
Um diese Entwicklung begleiten zu können, braucht die Steuerbranche nicht nur traditionelle juristische Kompetenz im Übergang zum Erb- sowie Familienrecht. Sie braucht auch junge Berater, um der nachwachsenden Unternehmergeneration in Familienunternehmen altersgerechte Ansprechpartner zu bieten. Zudem wird die Vernetzung von Corporate Tax und Private Clients Tax bei Familienunternehmen relevanter, wenn es um die frühzeitige Berechnung von Betriebs- und sogenanntem schädlichen Verwaltungsvermögen in der Nachfolgeberatung geht. Dadurch wird die Einleitung einer rechtzeitigen entsprechenden Steuergestaltung und -strukturierung möglich. Hiervon sind besonders Großerwerbe jenseits der 26 Millionen Euro betroffen.
Neue Kompetenzen gefragt
Dementsprechend bauen viele steuerliche Private-Clients-Beratungen ihre Praxen derzeit um: Sie setzen einerseits auf Verjüngung und andererseits auf die verstärkte Einbindung von Corporate-Tax-Kenntnissen. Beiden Gesichtspunkten entspricht Korbinian Wintermeier: alterstechnisch, aber auch durch die Vereinigung von Berufserfahrung in Rechtsanwaltskanzleien und Steuerberatungsgesellschaften gleichermaßen.
Auch Wintermeiers Kenntnisse im Bereich der Private-Equity-Fonds passen in das Muster einer neu orientierten Private-Clients-Beratung. Im Zuge von Unternehmensnachfolgen müssen gerade viele mittelständische Familienunternehmen, die als Zulieferer oder OEM-Fertiger der Automotive-Industrie groß geworden sind, ihr Produktportfolio unter den Prämissen der Klimatransformation umstellen. Dies braucht Innovationen und vor allem Investitionen, die häufig von außen kommen müssen. Daher gewinnt die Frage, wie man während eines Generationenübergangs auch externe Geldgeber wie Private-Equity-Fonds geschickt einbinden kann, an Bedeutung.
Interdisziplinäre Neuaufstellung bei Private Clients bei EY
EY setzt mit Wintermeier daher die Erneuerung seiner Private-Tax-Praxis fort. Im April hatte sich die Big-Four-Gesellschaft hier um Steuerstreitspezialisten Dr. Daniel Mohr von BDO in Berlin verstärkt.
Im Zeichen der interdisziplinären Neuaufstellung stehen auch die letztjährigen Partnerbeförderungen etwa von Stefanie Guerra bei EY Law am starken Stuttgarter Private-Clients-Standort. Dieser wird von dem Partner und Leiter des Private-Clients-Services Christian Steger geführt. EY-Law-Nachwuchspartner Dr. Patriz Ergenzinger hat dort seinen Sitz. Ergenzinger berät unter anderem zur Einbindung von Private-Equity-Investoren in die Nachfolgeplanung.
Unter den gleichen Vorzeichen stehen die Partnerbeförderungen im Sommer 2023 des International-Tax- und Transaktionssteuerberaters Amadeus Amberg in Hamburg und des Corporate-Tax-Experten Maik Mertens in Düsseldorf in Erweiterung des Family-Offices-Spezialisten Dominik Müller in Köln. Müller zählt bei EY ebenfalls zur Runde der Nachwuchspartner.
Auch der Frankfurter Private-Clients-Experte Sven Oberle konnte sein Team mit Dr. Sven Wanka, einem Steuerexperten aus der Schmiede der FGS-Partner von Oertzen und Söffing, schon vor einiger Zeit auf Senior Manager-Ebene erweitern und verjüngen.
Partnerinnen weiterhin Mangelware
Im Bereich Diversity herrscht bei EY allerdings noch Nachholbedarf: Neben Stefanie Guerra ist bisher die Bremer Steuerpartnerin Dr. Lucia Bambynek die einzige Frau unter den jetzt 11 Partnern des Private-Clients-Teams von EY und EY Law.