JUVE Steuermarkt: WTS und PSP haben auf der gemeinsamen AI Conference eine Kooperation mit Aleph Alpha proklamiert. Was sagen Sie dazu?
Dr. Vanessa Just: Von meiner Seite gibt es dazu ein sehr positives Feedback. Ich freue mich sehr darüber. Diese Kooperation stärkt den deutschen KI-Standort. Gerade für das deutsche Steuerwesen ist der Aspekt der Souveränität, der auf der Konferenz angesprochen wurde, von unbedingter Bedeutung. Daher kann ich diese Kooperation nur befürworten und freue mich, dass wir hier einen deutschen Anbieter haben, der das Thema mit vorantreibt.
Ist dies der erste deutsche KI-Anbieter, der von einer deutschen Steuerberatungsgesellschaft benutzt wird?
Das kann ich so leider nicht sagen, aber ich kann sagen, dass die deutschen KI-Anbieter sich einem großen internationalen Wettbewerb ausgesetzt sehen. Wir mussten leider bereits die ersten Insolvenzanträge im Bereich Sprachmodelle aus Deutschland verzeichnen. Das Start-Up Lengoo hat erst vergangene Woche einen Insolvenzantrag gestellt. Lengoo war mit dabei im Rennen um den Rang des ersten KI-Unicorns in Deutschland. Deswegen ist es wichtig, dass wir für Deutschland zeigen, was wir können. Dazu ist es wichtig, dass Industrie und Beratungen in Deutschland sich mit diesen KI-Start-Ups zusammen schließen, um gemeinsam PS auf die Straße zu bringen.
Welchen Vorteil haben deutsche KI-Anwendungen im Vergleich zu den Amerikanern?
Für mich ist ganz wichtig zu klären, wo eigentlich unsere Daten liegen und die Transparenz darüber zu haben, was wie ausgewertet wird. Quellen sind daher ein sehr großes Thema, bei dem gerade Aleph Alpha punktet. Also: Wo kommen eigentlich meine Aussagen her? Mit welchen Daten habe ich gearbeitet? Wie wurde trainiert? Genau bei diesen Fragen haben wir auf dem deutschen Markt mit Aleph Alpha ein Unternehmen, das sehr viel besser performt als ein US-amerikanisches Unternehmen.
War Alepha Alpha nicht selbst vor einigen Wochen in der Kritik wegen Intransparenz?
Wir haben Punkte, in denen wir nachschärfen müssen. Auch hinsichtlich der Frage, wie sich das Modell weiterentwickelt und mit welchen Trainingsdaten gearbeitet wird. Aber wenn man sich das grundsätzliche Modell anschaut und die Auskunftspflichten, die wir als deutsche Unternehmen haben, denke ich, dass die deutsche KI-Welt immer noch besser aufgestellt ist. Auch hier hat das Unternehmen die Verantwortung und auch die Pflicht, noch nach zu justieren.
Daten und Kooperationen sind wichtiger als Geld
Werden 500 Millionen reichen? Der Vertreter von Alepha Alpha hat auf dem Podium der AI Konferenz die Finanzspritze angesprochen, die im November eine Finanzierungsrunde um Risikokapitalgeber Innovation Park Artificial Intelligence (IPAI), dem Bosch-Konzern sowie dem Handels- und IT-Konzern Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) bereit gestellt hat. Der Vertreter von Aleph Alpha hat aber auch angemerkt, dass er gerne mehr hätte …
Ich kann den Punkt verstehen, dass man gerne mehr hätte, auch wenn die Summe erstmal hoch aussieht. Gerade Aleph Alpha hat aber einen ganz großen anderen Vorteil, den man rein monetär noch gar nicht in so einem Investment bewertet hat, nämlich die von Ihnen angesprochenen Partnerschaften mit der Schwarz-Gruppe sowie Bosch. Diese beiden Unternehmen haben sich bereit erklärt, Daten zur Verfügung zu stellen, um bestimmte Sprachmodelle zu trainieren. Dies ist sehr viel mehr wert als ein reiner Geldbatzen und kein Counterpart besteht, mit dem ich zusammenarbeiten und mich austauschen kann. Zu diesen beiden großen Partnern kommen weitere hinzu: wie jetzt WTS und PSP mit ihrem Joint Venture. Das ist ein veritabler Asset, der über die 500 Millionen Euro hinausgeht.