Kommentar

Stillt euren Durst nach mehr Umsatz!

Autor/en
  • Götz Kümmerle

Viele haben Angst vor künstlicher Intelligenz, andere belächeln sie. KI könnte zu Massenarbeitslosigkeit führen oder sei unnötig, argumentieren Kritiker. Für Steuerberatungsgesellschaften, die trotz guter Wachstumsraten derzeit an ihre Grenzen stoßen, ist sie notwendig.

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Die Qualen des griechischen Helden Tantalos beschreibt Homer in der Odyssee wie folgt: „Mitten im Teiche stand er, den Kinn von der Welle bespület. Lechzte hinab vor Durst, und konnte zum Trinken nicht kommen.“ So dürften sich derzeit auch Deutschlands 30 umsatzstärkste Steuereinheiten fühlen, die sich in einem Dilemma befinden: Sie könnten mehr Umsatz machen und können es doch nicht.

Fachkräftemangel bremst Wachstum

Denn die Zeiten waren selten besser für Umsatzsteigerungen. Die Elektromobilitätswende sorgt für einen Transaktionsschub, die Nachhaltigkeits- und Mindeststeuerdebatte für einen Boom bei Reporting-Fragen. Beides betrifft Konzerne wie Mittelstand. Dennoch können die Steuergesellschaften die Umsatzwelle nicht einfach ganz bis zu Ende reiten. Weil ihnen die Fachkräfte fehlen. Mandanten müssen abgewiesen werden, weil nicht genügend steuerliche Mitarbeitende und Berufsträger zur Verfügung stehen.

Die Lösung könnte die revolutionäre Entwicklung um generative KI wie ChatGPT und Harvey aus dem Hause Microsoft und OpenAI bringen – aber auch Luminous des deutschen Start-ups Aleph Alpha. Generative KI ist in der Lage, in natürlicher Sprache riesige Datenmengen zu analysieren und strukturierte, sinnvolle Antworten auf menschliche Fragen zu geben. Ohne dass zur Bedienung Programmier- oder IT-Kenntnisse nötig wären. Allen & Overy und PricewaterhouseCoopers nutzen Harvey bereits. Die KI kann alle Arbeiten vorbereiten, die repetitiv, standardisiert und formalisiert sind. Und das sind in der Steuerberatung eine ganze Menge Tätigkeiten: von der Buchführung über Jahresabschluss und Deklaration bis zur Tax Due Diligence. Einzige Voraussetzung: Entsprechende Daten und Datenräume müssen vortrainiert werden, und ein Berufsträger muss im Vieraugen-Prinzip die Ergebnisse kontrollieren.

„Arbeitskräfte könnten durch KI entlastet und produktiver eingesetzt werden“

Eine Studie von Goldman Sachs schätzt, dass ein Fünftel aller Arbeiten in Industriestaaten von KI erledigt werden kann. Arbeitskräfte könnten so von sich wiederholenden Routinetätigkeiten entlastet und insgesamt produktiver eingesetzt werden. Das Bruttoinlandsprodukt könnte der Investmentbank zufolge nur durch den Einsatz von KI weltweit um sieben Prozent steigen. Die KI könnte auf der anderen Seite aber auch eine signifikante Disruption im Arbeitsmarkt der großen Wirtschaftsnationen auslösen. Von Rationalisierungen betroffen wären laut der Studie vor allem Angestellte in der Verwaltung – und Anwälte. Die Technik ist also Fluch und Segen zugleich, kann aber, klug eingesetzt, einen echten Mehrwert bieten.

Mittels künstlicher Intelligenz könnte Tantalos also doch seinen Durst stillen.

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