Sperre durch Apas

Strafbank auch für Tax-Reviewer von EY

Autor/en
  • Götz Kümmerle

Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung ächzen unter dem Fachkräftemangel. Die Ankündigung der Wirtschaftsprüferaufsicht Apas, Ernst & Young zwei Jahre für neue Prüfmandate zu sperren, könnte die Situation für EY weiter verschärfen. Denn: Von der Strafbank aus rekrutiert es sich schlecht.

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In der Wirtschaftsprüfung geht ohne Steuerexperten nichts mehr. Die Steuerpositionen im Jahresabschluss zu prüfen erfordert ein Tax-Know-How, das Wirtschaftsprüfer alleine nicht vorweisen können – schon gar nicht, wenn es um so komplexe und komplizierte Prüfungsprojekte wie Dax-40-Unternehmen geht. Tax-Accounting- und Tax-Review-Spezialisten sind daher am Markt begehrt wie noch nie, auch durch die Anforderungen zusätzlicher internationaler Reporting-Pflichten im Zuge der globalen Mindeststeuer und ESG-Programmen, die erheblich zu Umsatzsteigerungen in der Steuerberatungsbranche im vergangenen Jahr beigetragen haben – und dies in Zukunft auch noch werden.

Tax-Review-Experten wichtig für EY-Audit-Firm

EY hat diese Spezialisten in der Abteilung Taras (Tax Accounting and Risk Advisory Services) konzentriert, die in Deutschland von dem Hamburger Partner Martin Ellerbusch geleitet wird. Die Abteilung, die nicht zuletzt durch den Gewinn des VW-Prüfungsmandats starken Auftrieb erfahren hat, umfasst nach JUVE Steuermarkt-Informationen zwischen 30 und 40 Partner mit Teams. Taras soll dem Vernehmen nach zusammen mit weiteren Steuerexperten zum Beispiel aus der Umsatzsteuer und den Verrechnungspreisen den Nukleus der Steuerpraxis der zukünftigen EY Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ausmachen, sobald die Abspaltung von Tax und Advisory in ein unabhängiges Unternehmen vollzogen ist. Ein Projekt, an dem EY weltweit unter dem Namen „Everest“ arbeitet.

Nur warum sollten diese Steuerexperten sich einer Audit-Firma anschließen oder darin verbleiben, die für zwei Jahre für alle Neumandate bei ‚Public Interest Entities‘ (PIE) gesperrt ist? Warum sollte man sich einem Arbeitgeber verpflichtet fühlen, der einem nichts Neues beibringen kann, der – bildlich gesprochen – auf der Strafbank sitzt und nur vom Spielfeldrand aus zuschauen kann, wie sich der Markt weiter entwickelt und verändert? Denn dass der Markt dynamisch ist, hat Grant Thornton jüngst mit dem Gewinn des Porsche Holding-Prüfungsmandats unterstrichen.

Stillstand und drohender Verlust weiterer Tax-Review-Mandate

Aber nicht nur Stillstand droht, sondern sogar Verlust: Je nachdem, ob EY Einspruch erhebt und wann die Sperre in Kraft tritt, könnte sich die Zahl der geprüften Dax-40 Mandate drastisch verringern. Einige Banken haben EY im Zuge des Wirecard-Skandals schon den Rücken gekehrt. Die Prüfungsmandate für Zalando und Beiersdorf laufen 2024 aus, das Airbusmandat 2026. Derzeit prüft EY acht Dax-40-Unternehmen.

Um als Arbeitgeber für Steuerexperten attraktiv zu bleiben, muss sich die zukünftige EY Wirtschaftsprüfungsgesellschaft also etwas einfallen lassen.

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