Die KaiChat genannte Anwendung wird in allen drei Bereichen Tax, Advisory und Audit zum Einsatz kommen. Wie ihre Konkurrentin setzt KPMG dabei auf eine generative KI-Lösung aus der Allianz von Microsoft und OpenAI. Während sich PwC allerdings ein exklusives Nutzungsrecht unter den Big Four auf die bereits mit juristischen Daten vortrainierte Anwendung Harvey gesichert hat, musste KPMG andere Wege gehen. Daher setzt sie direkt auf ChatGPT für die eigene hausinterne Anwendung. Dies wirft gerade hinsichtlich der Datensicherheit Fragen auf. ChatGPT stand und steht auch weiterhin wegen seines intransparenten Umgangs mit Speicherort und Verwendung eingegebener Daten in der Kritik. KPMG versicherte deshalb, dass die Anwendung KaiChat in einer besonders gesicherten Cloudinfrastruktur bereit gestellt werde, wie ein Sprecher verlautbaren ließ. Keine Daten würden die KPMG-Umgebung verlassen.
Dennoch werde KaiChat zunächst nur für die interne Anwendung konzipiert. Eine Mandantenanwendung sei für die Zukunft möglich. KaiChat könne auf Basis von digitalen Informationen Handlungsempfehlungen ableiten, umfangreiche Datenmengen wie etwa Vertrags- oder Gesetzestexte zusammenfassen oder bei der Erstellung von Konzepten und Schriftstücken helfen. Auch steuerspezifische Anwendungsfälle kämen hinzu wie zum Beispiel die Unterstützung beim Thema Benchmarking im Bereich Transfer Pricing, so die Big-Four-Gesellschaft in einer Stellungnahme gegenüber JUVE Steuermarkt.
Keine Verwendung kundenspezifischer Informationen
Damit die Anwendung dies leisten kann, muss erst einmal das interne KPMG-Wissen aus allen Geschäftsbereichen gesammelt und in einer Datenbank zusammengeführt werden. Durch sie wird dann der generative Chatbot trainiert. Zu dem Wissen, mit dem KaiChat gefüttert werden soll, gehören laut KPMG auch externe Dokumente wie Gesetzestexte, aber auch unternehmenseigene Beratungsmodelle oder interne Trainingsunterlagen. Kundenspezifische Informationen würden aber weder als Quellen für die Datenbank genutzt noch eingespeist. Mit diversen Steuerverlagen sei man zusätzlich im Gespräch und prüfe, ob deren Inhalte ebenfalls zum Training von KaiChat herangezogen werden könnten. KaiChat basiert aktuell noch auf dem GPT-3.5-Model. Ein Upgrade auf das 4.0-Model sei aber in Arbeit, so die Big-Four-Gesellschaft.
KPMG-Konkurrentin PwC hatte im März ihre unter den Big-Four-Gesellschaften exklusive Kooperation mit der GPT-Anwendung Harvey bekanntgegeben. PwC will in den nächsten Jahren über eine Milliarde Dollar in dieses Projekt stecken. Auch zahlreiche Industrieunternehmen arbeiten bereits an eigenen GPT-Anwendungen. So gab der Industriekonzern Bosch im August bekannt, eine eigene Anwendung BoschGPT entwickeln zu wollen. Partner der Stuttgarter ist allerdings die deutsche Softwareschmiede Aleph Alpha, die eine Konkurrenztechnologie zu ChatGPT entwickelt hat.