Umbruch im Beratermarkt

Prüferrotation und Digitalisierung ordnen das Geschäft neu

Autor/en
  • Catrin Behlau

In der Szene der Steuerberater brodelt es. Die Gründe sind vielfältig; klar ist: Prüferrotation, Digitalisierung und nicht zuletzt der Gesetzgeber könnten den Markt nachhaltig verändern.

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Was lange wie ein Damoklesschwert über der Beraterszene schwebte, schlägt nun erstmals durch – die Prüferrotation verändert den Markt auch in Sachen Steuerberatung. Die Tendenz: Die meisten Großunternehmen wechseln ihre Prüfer derzeit durch. Und das sorgt für eine Menge Bewegung im Beratermarkt. Denn geht ein Prüfmandat verloren, kann dies Fluch und Segen zugleich sein. Bestes Beispiel: KPMG und EY. Erstere war lange Jahre Prüfer Nummer Eins in der Dax-Szene und naturgemäß bei Beratungsmandaten in diesem Segment deutlich weniger vertreten. Derzeit zeichnet sich ab, dass KPMG zu den großen Verlierern in Sachen Prüfmandaten gehören wird – und das setzt das Traditionshaus unter Zugzwang. Jetzt muss die Beratung die Kohlen aus dem Feuer holen. Für die Steuerberatung heißt dies: Aufbau, Aufbau, Aufbau. Kaum eine Gesellschaft kaufte in den letzten Monaten so stark zu wie KPMG. Und das häufig zu Lasten von EY, die wiederum einige attraktive Prüfmandate gewonnen haben.

Herausforderung Digitalisierung

Auch die Digitalisierung sorgt für Umbrüche. Und hier setzt WTS derzeit Maßstäbe. Kaum eine Einheit unterhalb der Big Four setzt derart konsequent auf neue Technologien wie Block Chain oder künstliche Intelligenz. Dass WTS nun mit dem neuen Standort in Berlin und dem dort zukünftig angesiedelten Service-Line-übergreifenden Digital-Hub eine Struktur ähnlich der Big Four aufzieht, ist kein Zufall. Und dass das neue Berliner Team sich in der Hauptsache aus ehemaligen KPMG-Experten zusammensetzt, sicher auch nicht. Die ehemalige Siemens-Steuerabteilung ist in diesem Segment gemeinsam mit den Big Four mit Abstand vorn.

Weder die Next Ten, noch die zahlreichen regionalen Beratungshäuser stören sich derzeit groß an dieser Vormachtstellung. Die Kernklientel dieser Gesellschaften, der deutsche Mittelstand, ist bislang selbst bei der Digitalisierung hintendran und recht träge, wenn es um die Wahl neuer Berater geht. Und vor allem in der Fläche, dort, wo die Big Four traditionell nicht ihre Kernmärkte sehen, haben Kanzleien wie Esche Schümann Commichau, Falk, Bansbach, HLB Stückmann & Partner oder Dr. Kleeberg & Partner derzeit noch nahezu freie Bahn.

Druck auf regionale Platzhirsche

Doch könnte sich dies als trügerische Sicherheit erweisen, wenn sich Themen wie Digitalisierung oder Spezialthemen endgültig im Herzen der deutschen Wirtschaft durchschlagen. Schon jetzt zeigt sich: Der Druck auf regionale Einheiten, sich bei Themen wie Umsatzsteuer oder Verrechnungspreisen Spezialkompetenzen aufzubauen, steigt. Denn zum Einen bekommen auch die Regionalkanzleien zu spüren, dass das bislang häufig zu den Kernkompetenzen gehörende Deklarationsgeschäft durch Digitalisierung und fallende Preise gehörig unter Druck steht. Zum Anderen sorgt die zunehmende Komplexität steuerlicher Fragen für eine Verlagerung des Geschäfts weg von der standardisierten laufenden konzernsteuerlichen Beratung hin zu Fachthemen.

Daher profitieren derzeit vor allem die Anwaltskanzleien davon, dass bei nahezu allen Unternehmen wegen der unisono beklagten härteren Gangart von Finanzverwaltung, Steuerfahndung und Staatsanwaltschaften erhöhter Beratungs- und letztlich Vertretungsbedarf bei strafrechtlichen Fragen herrscht. Kapital schlagen sie daher derzeit vor allem in dem Feld, für das sie ohnehin prädestiniert sind: Beratungsmandate im Zusammenhang mit Steuerstrafrecht und Finanzgerichtsverfahren. Kein Wunder daher, dass die großen Mandate rund um Cum-Ex, Cum-Cum und Goldfinger derzeit bei den renommierten Anwaltskanzleien landen.

Brexit und Regulierung machen Arbeit

Der Einfluss der Staatsgewalten schlägt derweil auch auf einem anderen Beratungsfeld durch: den Finanzsteuern. Neben den Skandalen rund um Cum-Ex und Cum-Cum, die auch die Finanzsteuerexperten in Atem halten, sind es Novellen wie beim Investmentsteuergesetz oder Initiativen wie DAC 6, die für viel Beratungsbedarf in den großen Finanzinstituten sorgen. Und das Chaos rund um den Brexit sorgte für goldene Zeiten in der hauptsächlich in Frankfurt angesiedelten Beraterriege. Und auch wenn sich der M&A-Markt zum Jahreswechsel deutlich abkühlte: 2018 war ein Boomjahr in Sachen Transaktionen. Fast die gesamte Beraterlandschaft war hier zuletzt gut beschäftigt, sowohl auf Anwalts- als auch auf Steuerberaterseite. (Catrin Behlau)

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