Lünendonk-Studie

Schneller, höher, weiter – WP-Gesellschaften wieder kräftig gewachsen

Laut dem Marktforschungsinstitut Lünendonk & Hossenfelder sind die 25 größten WP- und Steuerberatungsgesellschaften 2022 durchschnittlich um fast 11 Prozent gewachsen. Auch wenn der Steuermarkt dahinter etwas zurück steht, sehen die Gesellschaften in der Steuerberatung eine zentrale Rolle für die Umsätze im Geschäftsjahr 2023.

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Es ist ein jährliches Ritual: das Pressegespräch von Lünendonk & Hossenfelder zum Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsmarkt. Das Marktforschungsunternehmen lädt Unternehmens- und Pressevertreter nach Frankfurt ein und präsentiert die ersten Ergebnisse der Studie sowie die Liste der 25 umsatzstärksten Gesellschaften. In diesem Jahr hatten die anwesenden Vertreter von BDO, Deloitte, Grant Thornton, Mazars und RSM allen Grund, sich zu freuen: Um 10,9 Prozent wuchsen die 25 umsatzstärksten Einheiten im vergangenen Geschäftsjahr.

Nach Recherchen von JUVE Steuermarkt lag das Wachstum im Steuerbereich bei „nur“ knapp 8 Prozent und damit erstmals seit Jahren unter dem Gesamtschnitt. Das hängt möglicherweise auch mit der sehr starken Dynamik anderer Bereiche zusammen. So war Deloitte 2022 zwar um solide 7,5 Prozent in der Steuerberatung gewachsen – im Consulting lag das Wachstum allerdings bei astronomischen 46 Prozent. Die von Lünendonk aufgezählten Gesellschaften entsprechen nur zum Teil den umsatzstärksten Steuerberatungsgesellschaften, die JUVE Steuermarkt ermittelt hat. Das Marktforschungsunternehmen setzt voraus, dass die Einheiten 15 Prozent ihres Inlandumsatzes mit Abschlussprüfung erwirtschaften. Damit fallen umsatzstarke Steuereinheiten wie WTS und Flick Gocke Schaumburg aus dem Raster.     

Markttrends

2022 haben die WP- und Steuerberatungseinheiten laut Lünendonk insgesamt 18,2 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das entspricht einer Steigerung um 7,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr mit 16,9 Milliarden Euro. Keine der Gesellschaften musste 2022 einen Umsatzrückgang verkünden. Das gilt ebenso für den reinen Steuermarkt, wenn man den Sonderfall PKF Fasselt außer acht lässt. Von der MDP-Kanzlei lagen JUVE Steuermarkt nur die Vorjahreszahlen vor. Und diese waren noch vom personellen Kahlschlag der Hamburger und Rostocker Büros im Jahr 2020 geprägt.

Thema war zudem eine wichtige Marktveränderung. Mit Ebner Stolz hat nun auch die letzte Next-Seven-Gesellschaft angekündigt, sich einem globalen Netzwerk als exklusiver Deutschlandpartner anzuschließen. Die MDP-Gesellschaft wird im Oktober Mitglied des RSM-Netzwerks. Rainer Grote, Leiter der Wirtschaftsprüfung des bisherigen deutschen Netzwerkpartners RSM GmbH, wollte sich jedoch nicht dazu äußern, wie es mit seiner Einheit weitergeht.       

Die in Frankfurt anwesenden Unternehmensvertreter bestätigten die positiven Umsatzzahlen des letzten auch für das laufende Geschäftsjahr. Christoph Schenk, Managing-Partner Audit & Assurance der Big-Four-Gesellschaft Deloitte, rechnet mit einem zweistelligen Plus. Auch Rainer Grote rechnet für 2023 mit hohen Wachstumsraten bei RSM.

Steuerberatung, Deklaration und Buchhaltung werden gemäß Lünendonk-Studie 2023 einen Großteil des Umsatzes bei den 25 umsatzstärksten Gesellschaften ausmachen. Der Wert liegt unverändert bei 42 Prozent. Danach folgen mit 34 Prozent Leistungen aus der Wirtschaftsprüfung. Die Verteilung entspricht weitgehend jener der Vorjahre. Interessant ist, dass vor allem Next-Seven-Gesellschaften, so ein weiterer Befund aus der Studie, mit Umsatzzuwächsen aus dem Steuerbereich rechnen.

MDP, ESG und KI

Bezüglich der abgesagten Aufspaltung des Branchenprimus Ernst & Young (EY) zeigten sich die Vertreter der Beratungsgesellschaften erneut vom MDP-Modell überzeugt. Dies entspreche dem Wunsch der Mandanten nach umfassender Beratung und sei für die Gesellschaften zudem als attraktiver und vielseitiger Arbeitgeber wichtig.

Einen interessanten Befund zum ESG-Komplex (Environmental, Social and Governance) bietet die Lünendonk-Studie ebenfalls: Einerseits baut der Großteil der Gesellschaften ihr Know-how in diesem Bereich aus. Andererseits sind die Projektvolumina derzeit noch gering. Das bestätigen die Vertreter der Beratungsgesellschaften. Die Mandanten seien mit ESG vertraut, kümmerten sich aber (noch) nicht darum.

Was künstliche Intelligenz angeht, so hoben die anwesenden Partner das Potential für die Branche und die derzeit laufenden Investitionen aller hervor. Das betrifft sowohl den Anwendungsfall gegenüber den Mandanten als auch interne Arbeitsprozesse. Ziel sei es, so Dr. Christoph Regierer von Mazars, Kapazitäten der Mitarbeitenden auf wertschöpfende Bereiche zu lenken: „Was algorithmisierbar ist, soll algorithmisiert werden.“  

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